Volltext: Die politischen Kämpfe um den Frieden (1916 - 1918) und das Deutschtum

Erstes Kapitel 
Die V-Boot-Waffe 
und das Risiko der Fortsetzung des Krieges 
?<)Le Friedenöfühler der zwei ersten Jahre des Weltkrieges sind noch 
immer in Dunkel gehüllt. Gleichzeitige Gerüchte und Vermutungen der 
Nachkriegszeit lassen sich mit den spärlichen aktenmäßig festgestellten Tat¬ 
sachen noch nicht zu einem klaren Überblick vereinigen. Mit der frontalen 
Friedensoffensive deS 12. Dezember 1916 hebt sich der Vorhang, weil ihr 
Scheitem sowohl den Versuchen der beiden Mächtegruppen, in die geg¬ 
nerische Front Bresche zu legen, als auch den Friedensaktionen des Papstes, 
der Internationale und des Deutschen Reichstages Anstoß und Richtung 
gegeben hat. 
Die Abwägung der Aktiva und Passiva der feindlichen Mächtegruppen 
hat scharf zu scheiden zwischen dem sich heute ergebenden Befund und den 
Vorstellungen, die sich die Gegner und ihre Umwelt von der jeweiligen 
Lage gemacht haben. Über die Passiva, mit denen der Zweibund Deutsch¬ 
lands und Österreich-Ungarns in den Krieg eintrat, besteht heute kein 
Zweifel mehr. Das früher oft angeführte Sprichwort, daß viele Hunde 
des Hasen Tod sind, ist hier nicht anwendbar. Die Hoffnung des Drei¬ 
verbandes auf den Endsieg gründete sich weniger auf seine zahlenmäßige 
Übermacht, als auf die politisch längst vorbereitete Einkreisung des Zwei- 
bundeS. Der Weltkrieg hatte von vornherein den Charakter eines Belage- 
rungökrieges, der zur Kapitulation der Festung führen mußte, wenn es 
nicht gelang, den Ring der Belagerer zu durchbrechen. Die Einsicht, daß 
dies nur im Westen möglich sei, erklärt das Wagnis des Durchmarsches 
durch Belgien, das aber durch den Rückzug von der Marne zur AiSne 
bereits im September 1914 seinen zureichenden Grund einbüßen sollte. 
Denn die Vorschiebung des Glacis durch die Besetzung Belgiens, Nord¬ 
frankreichs, Russisch-Polens, Kurlands, Litauens, Serbiens und zuletzt 
noch 1916 Rumäniens, konnte zu den Aktiva des zum Vierbund erweiterten 
Zweibundes nur insofem gerechnet werden, als sie die Nötigung zur Kapi¬ 
tulation hinausschob. Statt in Tannenberg und in dem Durchbruch bei 
Gorlice im Frühjahr 1915 einen Wink des Schicksals zu sehen, daß Ru߬ 
land vielleicht durch die Waffen zu einem Sonderfrieden gezwungen werden
	        
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