Volltext: Die politischen Kämpfe um den Frieden (1916 - 1918) und das Deutschtum

Zur Einführung 
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bundes, die Verwirtschaftung des BiSmarckschen Erbes und den Selbst¬ 
mord der Habsburgischen Donaumonarchie sine ira schreiben können. Die 
streng wissenschaftliche Erforschung der Ursachen und Wirkungen ist dadurch 
nicht beeinträchtigt worden. Sie erforderte in dem ersten Versuch der Dar¬ 
stellung, um den Leser nicht in dem Chaos der sich überstürzenden Ereignisse 
versinken zu lassen, die Herausarbeitung der ausschlaggebenden politischen 
Aktionen. Die dynamischen Kräfte des Weltgeschehens mußten vorerst 
noch im Hintergrund gelassen werden, aber ich darf doch darauf hinweisen, 
daß ich an der Entstehung wichtiger Vorarbeiten, wie Wortmanns „Ge¬ 
schichte der Vaterlandspartei" (1926) und Herzfelds Buch über „Die 
deutsche Sozialdemokratie und die Auflösung der nationalen Einheitsfront 
im Weltkriege" (1928) nicht unbeteiligt gewesen bin. Im übrigen war die 
Wirkung meines Buches mehr eine politische als eine wissenschaftliche. 
Daß es sich auf die deutschen Akten stützte, wurde, obwohl eS aus den 
Zitaten ersichtlich war, kaum bemerkt. Zu den Ausnahmen, die im Aus¬ 
lands zahlreicher waren als in Deutschland, gehörte die Regierung Braun- 
Severing, die darüber mit meiner vorzeitigen Emeritierung quittiert hat. 
Seitdem ist der zeitliche Abstand von den Ereignissen um dreizehn schwer¬ 
wiegende Jahre verlängert worden. Was das bedeutet, hat 1936 Albert 
Chatelle in seinem Buche „Hu paix manquee“ auf eigenartige Weise 
beantwortet. Wie kommt es, fragt er, daß Deutschland seiner Niederlage 
den geschlossenen, starken Einheitsstaat verdankt? Warum haben unsere 
Staatsmänner von dem abschreckenden Beispiele Napoleons Hl., der 
Italien geeinigt hat, nichts gelernt und Österreich-Ungarn gevierteilt, statt das 
Reich Bismarcks in seine territorialen Bestandteile aufzulösen? Bedeut¬ 
samer als ChatelleS Antwort, daß 1917 mit Briand ein sicherer Friede 
erreichbar gewesen wäre, ist für uns sein Geständnis, daß in Versailles, 
der Geburtsstätte des BiSmarckschen Kaiserreiches, auch das Dritte Reich 
geboren worden ist. Auch Mephistopheles muß zugestehen, daß er die Wette 
verloren hat. 
So lehrreich es ist, sich von einem Franzosen sagen zu lassen, daß der 
Druck von Versailles von Deutschland genommen ist und sich nach der 
Seite der Entente verschoben hat, so wird das Wesen der Wandlung damit 
doch nur gestreift. Nicht nur für den deutschen Betrachter der Vergangen¬ 
heit ist der Hintergrund des Weltkrieges zum Vordergrund geworden. 
Schon in den Wochen vor der letzten großen deutschen Offensive habe ich 
in einer Rede über den Machtwillen am 18. Februar 1918 ausgeführt, 
daß den Mittelmächten die universalhistorische Mission zugefallen sei, im
	        
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