Volltext: Die politischen Kämpfe um den Frieden (1916 - 1918) und das Deutschtum

Die Einschaltung des französischen Gcneralstabs 117 
zu verhelfen, aber die Frage offen ließ, ob Deutschland seine alten Kolonien 
oder als Ersatz andere Rohstoffländer erhalten solle. 
Übereinstimmung zwischen dem Text der Opinion und der Notiz des 
Wiener Überblicks besteht nur darin, daß am 22. August 1917 das in 
schimpflicher Weise Deutschland aus der Reihe der Kolonialvölker streichende 
Versailler Diktat noch in weiter Ferne lag und das deutsche Rohstoff¬ 
bedürfnis von Frankreich anerkannt wurde. 1920 haben die Opinion und 
Prinz Sixtus diese Tatsache unbedenklich veröffentlicht. 1927 und 1929 
übergingen Benesch und Muret den letzten Punkt der „Conditions“ mit 
einem vielsagenden: „und so weiter", und die Annahme geht schwerlich 
fehl, daß Lloyd George wegen dieses Punktes es vorgezogen hat, die 
Armand-Revertera-Episode ganz zu verschweigen. 
Deutschland begründet heute seinen Anspruch auf Kolonien in erster 
Linie damit, daß ihm in Versailles die Eignung zum Kolonisieren in ehren¬ 
rühriger Weise abgesprochen wurde und daß mit der Begründung der 
Kolonialmandate auch die Vorenthaltung seines rechtmäßigen Besitzes 
fortfallen müsse. Unter den Problemen, die der Ausgang des Weltkrieges 
ungelöst dem zwanzigsten Jahrhundert hinterlassen hat, steht neben der 
Raumnot übervölkerter Länder die ungleiche Verteilung der Rohstoffe der 
Welt auf die Länder mit reich entwickelter Industrie. 1917 hat das Problem 
in diesem Ausmaße noch keine Rolle gespielt. Die Reichsregierung glaubte 
in Belgien und den besetzten Gebieten Nordsrankreichs Pfänder für die 
Rückgabe seiner überseeischen Besitzungen in Händen zu haben. Um so 
beachtenswerter ist in den Bedingungen des 22. August 1917 die schwache 
Spur eines Verständnisses für deutsche Lebenönotwendigkeiten. Wenn 
Goubet auch mit Ablehnung der „Conditions“ rechnete, wäre es vom fran¬ 
zösischen Standpunkte aus klüger gewesen, ein halbes Versprechen weg¬ 
zulassen, das auf die Dauer nicht geheim bleiben konnte. Als die Opinion 
und das Buch des Prinzen Sixtus 1920 die „Conditions" abdruckten, 
besaß Deutschland freilich keine Regierung, die daraus geachtet hätte, ob¬ 
wohl aus den dem Untersuchungsausschuß vorgelegten Akten hervorging, 
daß Czernin dem deutschen Verbündeten die „Conditiom" nicht mitgeteilt 
hatte. Rücksicht auf Deutschland war es nicht, die ihn am 26. August abends 
die von Revertera mitgebrachten „französischen Propositionen sofort für 
unannehmbar erklären" ließ. Unannehmbar waren sie für den österreichi¬ 
schen Außenminister in erster Linie deshalb, weil sie seinem Staate das 
Opfer Triests zumuteten und die Wiederherstellung Rumäniens in den 
Grenzen von 191z verlangten. Ein Druck ließ sich mit solchen Bedingungen
	        
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