dreht. Zu einem Ausbau des eigentlichen Gipfels ist
der Verteidiger noch nickt gekommen, ein Beweis, daß
es ihm an Kräften fehlt. Gegen die Hangstellungen kann
man größere Menschenmassen zum Einsatz bringen, was
auf dem schmalen Gipfelrücken unmöglich wäre. Ueber-
dies sind die Unterstände zwischen den beiden Stütz¬
punkten schwach und die Zugangswege eingesehen, so
daß einer überlegenen Artillerie das Abriegeln und Nie¬
derkämpfen des Verteidigers gelingen muß, eh* der
Kampf Mann gegen Mann beginnt. Der einzige Vorteil,
den die Abwehr hat, besteht in den zahlreichen, reichlich
mit Schießbedarf ausgestatteten, modernen, deutschen
Geschützen, die auf dem deckungsarmen Hang verheerend
wirken können. Aber die ersten Kämpfe in diesem Ab¬
schnitt haben der italienischen Infanterie jene Härte
im Ertragen von Verlusten eingehämmert, die sie später
und namentlich in den Isonzoschlachten zu einer phan¬
tastischen Vollkommenheit brachte.
In den letzten Julitagen setzt die Artillerievorberei¬
tung ein. Stunde für Stunde schmettert der Granathagel
auf die schwachen Eindeckungen, Gräben und Draht¬
verhaue nieder. Front- und Flankenfeuer von beiden
Seiten verwandeln die „Infanteriestellung“ rasch in ein
Trichter- und Trümmerfeld. Die benachbarte „Felsen¬
feldwache“ wird diesmal weniger beschossen, der Feind
scheint sich mit dem Nächstliegenden zu begnügen.
Endlich schrillen um 8 Uhr abends des 2. August die
Alarmsignale: Der Feind steht in dichten Massen in sei¬
nen Angriffsgräben, um gegen die zerstörte Stellung auf
dem Costone di Salisei vorzubrechen. Der Himmel ist
wolkenverhangen, die Sicht schlecht. Abwehrfeuer setzt
ein. Es treibt die Italiener rasch aus ihren Gräben.
Aber die Bayern und Preußen sind auf ihrer Hut.
Als die ersten Wellen der stürmenden Infanterie die Hin¬
derniszone erreichen, treffen sie auf einen Widerstand,
den sie nicht mehr vermutet hätten und müssen nach
schweren Verlusten fluchtartig in ihre Gräben zurück.
Wieder kommen Stunden rasender Beschießung. Das
Feuer steigert sich zu einem pausenlosen Wirbel, es fegt
die letzten Reste der Drahtverhaue weg und verschüttet
den größten Teil der „Infanteriestellung“. Um Mitter¬
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