Volltext: Alpenkrieg

4. 
Aber schon sind die Gegner an der Dolomitenfront 
dermaßen ineinander verkrampft, daß der Plan eines 
Vorstoßes gegen das Pustertal zur fixen Idee wird. 
Ein Blick auf die Karte zeigt, wie wenig Erfolg 
diese Unternehmung haben muß, wenn sie nicht in einem 
Zeitpunkt erfolgt, an dem sie so gut wie keinen Wider¬ 
stand findet. Berg an Berg gereiht ein Wall hinter dem 
andern, und jeder Wall neue Straßen, neues Gruppieren 
der Artillerie, frische Divisionen erfordernd. Selbst rein 
zahlenmäßig war nichts mehr zu erhoffen. Der Angreifer 
hatte jetzt schon zwei Armeen für die Belagerung Süd¬ 
tirols eingesetzt, während dem Verteidiger kaum ein 
Viertel dieser Streitmacht an Feuergewehren und ein 
Zehntel an Geschützen zur Verfügung stand, ohne des¬ 
halb seine Lage aussichtslos zu gestalten. Trotzdem ver¬ 
sucht General Nava mit zäher Beharrlichkeit, was ihm 
in der letzten Maiwoche ohneweiters gelungen wäre: den 
Zugang zum Pustertal über die Dolomitenlinie hinweg. 
Im Abschnitt Col di Lana tritt wieder eine längere 
Kampfpause ein. Die Italiener arbeiten eifrig an dem 
Ausbau ihrer Zugangswege, schieben langsam Infanterie- 
massen näher und schließen um die Bastion nördlich 
der Dolomitenstraße einen dichten Ring. Fast täglich 
treten neue Batterien in Aktion. Sie schießen sich gegen 
die Werke und Hangstellungen ein und geben damit ein 
sicheres Zeichen, daß nunmehr bald Vernichtungsfeuer 
und Sturmangriffe folgen werden. 
In der ersten Hälfte des Juli greift der Feind zu 
wiederholten Malen mit großer Entschlossenheit an. 
Zehnmal stürmt er den Hang gegen die Infanteriestellung 
hinan, fünfmal gegen den Sief-Sattel. 
Aber der Col di Lana ist jetzt in guten Händen. 
Kampferprobte bayrische und preussische Jäger stehen 
hier neben bewährten österreichischen Alpentruppen, 
moderne deutsche Batterien, mit zahlreicher Munition 
versehen, greifen ein. 
Die ersten Vorstöße brechen schon im Geschützfeuer 
zusammen. Dann aber, erfahrener geworden und durch 
Erfahrung unempfindlicher gegen Verluste, branden die 
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