Volltext: Alpenkrieg

Alpenkorps, auf — 13 Bataillone mit vielen Maschinen¬ 
gewehren und starker Artillerie unter dem Kommando 
des Generalleutnants Krafft von Dellmensingen. War der 
Einsatz des Alpenkorps auch gewissen Einschränkungen 
unterworfen — es durfte die Grenze nicht überschreiten, 
weil Deutschland sich 1915 noch nicht in Kriegszustand 
mit Italien befand — so ist das Gefühl der Stärke 
und des harten kriegerischen Willens, das von diesen 
Bataillonen ausging und auf die Bundesgenossen über¬ 
sprang, heute nur schwer zu beschreiben. Das Bewußt¬ 
sein himmelhoher Ueberlegenheit den Angreifern ge¬ 
genüber teilte sich dem letzten Kämpfer an der Dolo¬ 
mitenfront mit. Landsturmmänner und Standschützen 
waren entschlossen, den selbstverständlichen Vorstoß der 
Armee des Generals Nava gegen das Pustertal zum 
Scheitern zu bringen und damit die Abschnürung Süd¬ 
tirols zu verhindern. 
Es wird immer ein Rätsel bleiben, warum General 
Nava den ausdrücklichen Befehl des Grafen Cadorna, 
sofort nach Kriegserklärung gegen Toblach vorzubrechen, 
nur zögernd und unter verhängnisvollen Zeitverlusten 
erfüllte. Der 24. Mai verstrich, ohne daß sich Italiener 
an den natürlichen Einbruchstellen der Dolomitenfront 
zeigten. Weitere drei Tage kamen und gingen, aber der 
Frieden der Landschaft blieb unberührt. Cadorna erläßt 
einen Befehl, der darauf hinausläuft, doch wenigstens 
alle unverteidigten Punkte zwischen Örtler und Adria 
zu besetzen, und der in den Worten ausklingt, „Eifer, 
Offensivgeist und Gewinnung der moralischen Ueber¬ 
legenheit über den Feind“ zu zeigen und anzustreben. 
Erst jetzt schieben sich die ersten Fühler der Armee 
Nava langsam heran. Am 28. Mai erscheinen italienische 
Truppen am Tre-Croci-Paß, östlich von Cortina d*Am- 
pezzo, einen Tag später ziehen sie in den verlassenen 
Ort selbst ein. Wieder verstreichen dreimal vierund¬ 
zwanzig Stunden vom Angreifer ungenützt. Anscheinend 
kommt ihm die Stille dieser Täler verdächtig vor, er 
wittert Hinterhalte, fürchtet Ueberfälle. Am 1. Juni er¬ 
steigen Alpini den Monte Migogn, einen Gipfel, der 
über zwei Kilometer von der Grenze entfernt auf ita¬ 
lienischem Boden liegt, halten Ausschau nach dem Feind. 
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