Volltext: Alpenkrieg

nach und nach konnten einzelne Truppenkörper dieses 
Korps an die Alpenfront gebracht werden. Den Grund¬ 
stock der Verteidigung bildete auch hier das „letzte 
Aufgebot" Tirols, die Standschiitzen, die man im Früh¬ 
jahr 1915 eiligst bewaffnete und uniformierte. 
Was diese Freiwilligentruppe leistete, wie sie sich 
schlug, das wird immer ein Ruhmesblatt in der Ge¬ 
schichte der Alpenländer bleiben. Jeder Volltaugliche 
wurde aus ihren Reihen genommen und den Heeres¬ 
und Landwehrregimentern eingegliedert. Selbst als die 
Standschützen schon an der Front waren, nahm dieses 
Herausziehen ihrer besten Kräfte seinen Fortgang. So 
blieben nach und nach nur Kriegsdienstuntaugliche, halbe 
Kinder und Greise in den Bataillonen, die das schwie* 
rigste Gelände des Weltkrieges zu bezwingen hatten. 
Ein weiteres Uebel war die Gliederung nach Orten 
und Tälern. Man durfte die Standschützenbataillone nicht 
einfach vermischen und neu einteilen, weil gerade das 
enge Verhältnis der Leute untereinander und ihren 
selbstgewählten Offizieren gegenüber sehr viel zu ihrer 
Schlagkraft beitrug und die alte Tiroler Krankheit, das 
Heimweh, nicht aufkommen ließ. Der Rest der männ¬ 
lichen Bevölkerung von Sterzing, Reutte, Meran usw. 
war eben gemeinsam ausgewandert, lag in der Fremde, 
blieb aber unter sich. 
Diesem leicht verständlichen Vorzug der regionalen 
Einteilung stand jedoch ein schwerer Nachteil gegenüber. 
Man bedenke die Verzweiflung, wenn ein solches Stand- 
schützenbataillon aufgerieben wurde! Eine ganze Stadt, 
ein Tal hatte damit den Rest der männlichen Bevölke¬ 
rung eingebüßt, nachdem der Blutzoll der kampftüchti¬ 
gen Mannschaft auf anderen Kriegsschauplätzen ohnedies 
schon ein phantastisches Ausmaß erreicht hatte. Die 
Standschützenoffiziere trugen daher eine Verantwortung, 
wie sie schwerer nicht zu denken ist. Daß diese heiklen, 
wenig geschulten Tnjppen gerade den besten italieni¬ 
schen Kämpfern, Alpin! und Bersaglieri, gegenübertreten 
mußten, verschärfte die militärische Lage zu Kriegsbe¬ 
ginn noch mehr. 
Da tauchte als ein erster Lichtblick in diesen düste¬ 
ren Tagen die Hilfe des Bundesgenossen, das Deutsche 
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