Volltext: Alpenkrieg

Dieser Mann ein Verräter? Major Lacom zweifelt 
nun selbst an dem Verstand dessen, der eine solche 
Behauptung ausspredien konnte. Das Ganze — meint 
er — könne ja sofort aufgeklärt werden, denn Oberleut¬ 
nant Pivko sei zufällig nebenan auf dem Beobachtungs¬ 
stand. Er werde ihn sofort holen lassen. 
Oberleutnant Pivko tritt ein, sieht den Auditor, sieht 
die beiden armen Sünder und seinen Vorgesetzten. Dann 
nimmt er Platz, hört schweigend, aber mit vollkommener 
Ruhe der Verlesung des Protokolls zu; schüttelt manch¬ 
mal den Kopf, als könne er soviel Unsinn gar nicht fas¬ 
sen, lächelt vor sich hin. Major Lacom, der ihn gespannt 
beobachtet, muß sich sagen, daß er nun selbst von der 
Unsinnigkeit der Anwürfe überzeugt sei: Dieser tapfere 
Offizier kann kein Verräter sein! 
Da kommt eine Stelle vor, die dem Oberleutnant 
der Angelpunkt des ganzen Märchens zu sein scheint: 
Ein Unteroffizier — so heißt es in den Aussagen des 
Koches — sei zu den Italienern hinübergegangen, habe 
sich zwei Tage lang dort aufgehalten und sei dann wie¬ 
der zurüdegekehrt . . . 
„Halt!“ ruft Pivko und lacht schallend. „Jetzt ist 
alles klar! Der Koch Urban habe einmal Typhus ge¬ 
habt und diese Krankheit lasse bekanntlich manchmal 
Spuren von Geistesstörung zurüde. Mit dem Unteroffizier, 
der angeblich zwei Tage drüben gewesen sei, verhalte es 
sich so: Im Juni habe ein italienischer Flieger Flugzettel 
über Scurelle abgeworfen. Er, Pivko, habe daraufhin 
eine Patrouille ausgeschickt, um einige der Flugzettel ein¬ 
zubringen. Diese Patrouille sei von den Italienern Über¬ 
fallen und zersprengt worden, ihr Führer, Feldwebel 
Mlejnek, habe sich versteckt und sei erst nach zwei Stun¬ 
den zurückgekehrt. Aus diesen zwei Stunden hat nun 
das kranke Gehirn des Koches zwei Tage gemacht. Uebri- 
gens müsse dieses Ereignis im Patrouillenprotokoll ver¬ 
merkt stehen . . •“ 
Das Patrouillenprotokoll wird gebracht. Oberleutnant 
Pivko blättert darin, findet die Stelle, überreicht das 
Buch lächelnd dem Major. Hier! Wortwörtlich, wie er es 
geschildert habe!
	        
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