besten Soldaten hüben und drüben, die erstickt und
zerdrückt werden von unvorstellbaren Schneemassen.
Und an diesem Tage erreicht auch der Einzelfall
einen traurigen Rekord: Das größte Lawinenunglück
aller Zeiten trifft die Marmolata-Kämpfer, verschüttet
die Siedlung bei Gran Poz und tötet mit einem Schlag
an die 300 Mann! Als die Rettungsarbeiten beendet
sind — 105 Stunden nach der Katastrophe gräbt sich
der letzte Ueberlebende selbst aus dem Schnee 1 —
geht man daran, aus Höhe und Breite der weißen
Massen die Menge der in Bewegung geratenen Flut zu
errechnen und kommt zu dem Schluß, daß es über
eine Million Festmeter gewesen sein müssen! Keine
Explosion kann ähnliche Erscheinungen hervorbringen.
Eine Baracke auf Gran Poz, die außerhalb der Lawinen¬
bahn lag, wurde durch den Luftdruck samt ihren In¬
sassen 500 Meter weit durch die Luft geschleudert!
Doch was bedeutet dieser eine Fall gegen die an¬
dern tausend, die sich an diesem Tag ereigen! UeberaH
vom Ortler bis zum Krn spielt sich ähnliches ab, die
Bitten um Hilfe der Abschnitte untereinander müssen
mit Hinweis auf das eigene Unglück unberücksichtigt
bleiben. Ganze Kompanien und Arbeiterabteilungen,
Batterien und Lager liegen unter der weißen Last;
Tag und Nacht arbeiten die Ueberlebenden verzweifelt
an der Rettung ihrer Kameraden, um dann womöglich
durch eine nachfolgende Lawine verschüttet zu wer¬
den. Im Gemärk bei Schluderbach stehen Italiener wie
Oesterreicher dichtgedrängt in der Talmitte, während
immer wieder neue Schneemassen niederdonnern und
ihre weißen Riesenfinger nach den zitternden Menschen
ausstrecken. Niemand denkt mehr an Kampf, es ist
als ob die Furchtbarkeit der Stunde alle Feindschaft
ausgetilgt hätte — für den Augenblick und für alle
Zeiten . . .
Aber kaum hat sich der Mensch diesen Eindrücken
entwunden, als er schon darangeht, die Naturgewalt des
weißen Todes in seinen Dienst zu zwingen: Das Ab¬
schießen von Lawinen wird zum neuen Kampfmittel,
Mit einigen hochbrisanten Granaten, die gegen lose
lagernde Schneemassen gefeuert werden, kann man dem
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