Volltext: Alpenkrieg

auch scheinbar gar nicht die Absicht, den bevorstehen¬ 
den Vorstoß zu verheimlichen* 
Noch glaubt man nicht an den Emst dieser An¬ 
zeichen, als am 9. Oktober bei Tagesanbruch ein unge¬ 
heurer Feuersturm losbricht, der alsbald Klarheit schafft: 
Die Italiener wollen sich unter allen Umständen noch 
in diesem fahr in den Besitz jenes Geländes setzen, 
das vielleicht zur Wiedereroberung des ganzen im Mai 
und Juni verlorenen Bodens führt. Zwei Wochen vor¬ 
her ist der Cimone in die Luft geflogen und mit ihm 
eine große Hoffnung zerstört worden; nun soll der 
Pasubio diese Scharte auswetzen. 
Wieder ist der Felskopf in Rauch und Flammen 
gehüllt, wieder qualmt der Cosmagon unter den Ein¬ 
schlägen der Granaten und Minen. Diese Einleitung er¬ 
scheint als der genaue Abklatsch des Septemberangriffs, 
nur ins Uebermaß gesteigert: Was damals gewaltig war, 
wächst diesmal ins Gigantische; was damals kaum er¬ 
träglich schien, wird jetzt zu einem unvorstellbaren 
Martyrium. 
Wohl werden sofort Reserven in Marsch gesetzt und 
Verstärkungen aus dem ganzen Korpsbereich zusammen¬ 
gezogen, aber das eine steht für den Augenblick fest: 
Die beiden Bataillone, gegen deren Abschnitt sich die 
Wut dieses Feuers richtet, sind zunächst auf eigene 
Kraft angewiesen. Niemand kann ihnen Hilfe bringen, 
und wenn ihre Abriegelung im selben Ausmaß anhält, 
müssen sie als verloren gelten. Was dann werden wird, 
ist unabsehbar; denn mit der Pasubio-Stellung steht 
und fällt die ganze Front zwischen Etsch und Astico, 
ja vielleicht weiter nach Osten noch bis zur Brenta. 
Schon nach wenigen Stunden nehmen die Verluste 
des Verteidigers erschreckende Dimensionen an. Alles, 
was Fleiß und Geschicklichkeit in den letzten Wochen 
aufgerichtet haben, versinkt in Rauch, Staub und Flam¬ 
men. Es gibt auf dem Felskopf und seiner Westflanke 
keinen Quadratmeter Boden, der nicht den Hammer¬ 
schlag eines einschlagenden Geschosses erdulden müßte. 
Es gibt keinen Winkel, in dem ein Horchposten sein 
Leben bergen könnte. Die Armen fallen der Reihe nach, 
werden ersetzt nach den ehernen Geboten soldatischer 
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