Volltext: Alpenkrieg

was eingerissen ist, wird zerkleinert; was zerkleinert 
ist, weht der nächste Niedersturz weg, schmeißt es 
den Hang hinunter, wirft neue Trümmer darauf: Holz, 
Draht, Wellblech, Betonbrocken und dazwischen Men¬ 
schen, Fetzen von Menschen, gräßlich anzuschauen — der 
ewige Infanterist, der eine Dornenkrone trägt und des¬ 
sen Opfer kein noch so hohes und ehrfürchtiges Wort 
gerecht werden kann . . . 
In der Cosmagonmulde ist es noch fürchterlicher. 
Hier gibt es keine Kavernen, hier kauern die Verteidiger 
in Unterständen, die angesichts dieser Feuerwut wie 
Kartenhäuser anmuten. Hier suchen die, denen es un¬ 
erträglich scheint; in diesen Unterständen zerrissen zu 
werden, Deckung, wo es geht: hinter Steinbiöcken, hin¬ 
ter der schwachen Mauer, die der „Kampfgraben“ ist, 
und die von Minute zu Minute weniger wird. 
Inzwischen sammeln sich die Italiener zum Sturm. 
Es sind erprobte Leute, die gegen den gefürchteten 
Feind amrennen sollen: Drei Bataillone Alpini, um die 
Platte zu bezwingen, ein Infanteriebataillon und drei 
Bataillone Alpini für den Angriff gegen den Cosmagon 
— rund 5000 Mann in der ersten Linie, dahinter 2000!, 
um den Stoß weiterzutragen, für die Breite des ge¬ 
planten Einbruchs eine überwältigende Masse. 
Diese Männer sehen, wie ungeheuer das Hammer¬ 
werk ihrer Artillerie arbeitet Sie sehen turmhoch die 
Rauchsäulen aufwölken, sehen, wie die Drahtverhaue 
und Stellungsbauten der Oesterreicher in Flammen und 
stürzenden Feistriimmern untergehen. Aber die Beklem¬ 
mung, die sie angesichts der bevorstehenden Stunden 
erfaßt hat, will nicht weichen. Der Gegner da drüben, 
dieser Gegner, für den sie Haß und Bewunderung zu¬ 
gleich empfinden, ist so hart, daß er, schon am Boden 
liegend, sich wehrt, daß er noch im Tode zu fürchten 
ist: Kaiserjäger. Sie werden aus den Löchern und Schrun¬ 
den des zernauenen Gipfels quellen, werden mit Fäu¬ 
sten und Zähnen kämpfen. Es ist, als ob der einzelne 
nicht sterben könnte, eh* er Rache genommen hat für 
den Griff nach dem heiligen Boden seiner Heimat. 
Die Geschütze der Oesterreicher schweigen. Sie sind 
ohnmächtig gegen einen so wohl verborgenen Feind, 
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