Volltext: Alpenkrieg

für Jahre und Tahrzehnte einer Politik der Nadelstiche, 
die das junge Italien dem alternden Nachbar hatte an- 
gedeihen lassen! Es ist nicht zu leugnen: Wenn bei 
Gorlice und an der Save tausende Soldatenaugen dem 
grausamen Schauspiel der berstenden Granaten fieber¬ 
haft folgten, so war es dock anders als hier; denn 
hier segnet glühender Haß das glühende Eisen, und 
Fluch und Jubel zugleich gelten der Bedrängnis eines 
Feindes, der dem einzelnen Feind ist von Vaters- und 
Großvaters Zeiten her. 
Die Wirkung des Feuers ist verheerend. Als nach 
einigen Stunden die Infanterie ihre Graben verlaßt, 
kann sie in taoferem Anlauf mächtige Breschen in die 
feindlichen Stellungen schlagen. Am Abend dieses ruhm¬ 
reichen Tages ist das erste Widerstandssvstem des Geg¬ 
ners völlig zertrümmert, sind wichtige Punkte wie die 
Costa d'Agra und der Monte Coston erstürmt. Wenn 
der Raumgewinn auch nur zwei bis drei Kilometer Tiefe 
aufweist, so ist diese Leistung doch gar nicht hoch 
genug einzuschätzen; denn das Gelände bot allenthalben 
Schwierigkeiten, die bisher für unüberwindlich galten, 
der Feind war auf den Stoß gefaßt gewesen und hatte 
sich auf das sorgfältigste verschanzt. 
Auch im Etschtal und in der Val Sugana geht es 
vorwärts. Die Infanterie des Angreifers hat einerseits 
den Bahnhof von Mori, andererseits das Dorf Marter 
und die Höhe von San Osvaldo erreicht und den West¬ 
teil des Armenterrarückens genommen. Zweitausendfünf¬ 
hundert Gefangene und sieben Geschütze stellen die 
Beute des ersten Schlachttages dar. 
Vier Tage lang dauert der Ansturm der alpen¬ 
ländischen Truppen des XX. Korps, als ein zweites 
Donnerwetter losbricht: Das III. Korps beginnt von der 
Hochfläche von Lavarone aus seinen Vorstoß in der 
Richtung Äsiago, erstürmt alle die Höhen, die bisher 
den Besatzungen der Werke als unerreichbare Ziele vor 
Äugen standen, die Levespitze, den Marcairücken, den 
Costesin, die Cima Norre, bezwingt den Monte Kempel 
und den Höhenzug zwischen Verena und Campolongo, 
erreicht in einem Heldenkamnf ohnegleichen das Becken 
von Äsiago und die ersten Höhen, die es im Südosten 
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