Volltext: Alpenkrieg

mauer wie ein böses Auge in das Treiben hinter den 
österreichischen Linien. Wachtmeister Steinberger, der 
Mann, der nicht nur dem Andre Hofer so ähnlich sieht, 
sondern auch ähnlicher Gesinnung Ist, begnügt sich nicht 
mit seinem Erfolg. Am 18. Juli versucht er, über den 
Grat hinweg den Westgipfel zu erreichen und die Älpini 
auch von dort zu vertreiben. Nach und nach ist die 
Besatzung des Ostgipfels auf 30 Mann angewachsen, 
so daß selbst einige Opfer nicht den Verlust der erober¬ 
ten Stellung nach sich ziehen müssen. 
Doch — es ist zu spät. In gewaltiger Ueberzahl, 
mit Schießbedarf und Handgranaten reichlich versehen, 
erwarten die Italiener den Angriff, um ihn blutig ab¬ 
zuwehren. lEs bleibt schließlich nichts übrig, als sich 
mit dem einen Gipfel zu begnügen. 
Noch einmal, im Frühherbst 1915, wird das Wagnis, 
den Grat zu überqueren, unternommen. Diesmal ist es 
der tapfere Finanzwachebeamte Franz Weilharter, der 
den Ueberfall versucht und dabei den Heldentod fin¬ 
det. Mit ihm ist einer der tüchtigsten Männer des 
Plöckenabschnittes im Kampfe um die Heimat gefallen. 
Aber der Cellon-Ostgipfel bleibt ein volles Jahr in 
der Hand der Verteidiger Kärntens, all den unsagbaren 
Mühen, Gefahren und Leiden seiner Besatzung zum 
Trotz. Regelrechte Stellungen entstehen auf dieser Mauer, 
ja sogar eine kleine Drahtseilbahn führt schließlich zur 
Gelionalpe hinunter und versorgt die Leute auf dem 
Felsenhorst mit Verpflegung, Baumaterial und Munition. 
Ein volles Jahr, bis zu jenem unseligen 29. Juni 
1916, an dem Verrat und Feigheit die Spitze dem 
Feinde überließen. Zu dieser Zeit war der Gelion nicht 
mehr von tapferen Aelplern besetzt, sondern von einer 
tschechischen Landsturmkompanie, in der sich nur etwa 
zwanzig Deutsche befanden, und die noch dazu — 
strafweise auf diesen so wichtigen Punkt geschickt wor¬ 
den war. 
Das Verhängnis nahm rasch seinen Lauf. In Kürze 
hatten sich die Tschechen mit den Italienern verständigt. 
Als die Alpini bei Nacht über den trennenden Felsgrat 
turnten, trafen sie auf keinen Widerstand. Die wenigen 
Deutschen wurden über die Wände hinuntergeschleudert 
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