Volltext: Alpenkrieg

wird aber durch das groteske Gelände zu einer Viel¬ 
zahl von Kampfplätzen wie fast überall an der lang¬ 
gestreckten Alpenkette. Das führt zu einer Zersplitte¬ 
rung der Kräfte auf Seite des Angreifers, nicht weniger 
aber zu unvorstellbaren Schwierigkeiten in der Abwehr. 
Da und dort hängt ein winziges Häuflein tapferer Män¬ 
ner in den Wänden und kämpft verzweifelt um eine 
Felsnadel, um einen liebergang, um ein Tor, dessen 
Verlust die ganze Front zum Einsturz bringen kann. 
Diese Posten aber wollen versorgt sein, sie brauchen 
Nahrungsmittel, Patronen, Sandsäcke, ihre Verwundeten 
müssen bei Nacht über Klettersteige in Sicherheit ge¬ 
bracht werden. Manchmal ist es ein Verschlag Munition, 
ein Maschinengewehr, von deren rechtzeitigen Eintreffen 
das Schicksal dieser schwachen Menschenmauer abhängt. 
Anfangs versuchen die Italiener, durch die engen 
Täler vorzudringen und damit den Auftrag des Grafen 
Cadorna an seine 4. Armee, das Erreichen des Puster¬ 
tales zu erfüllen. Schon am 9. Juni gehen vier Batail¬ 
lone von Cortina aus gegen Son Pauses vor, um einer¬ 
seits das Rau-Tal zu gewinnen, andererseits über Fanes¬ 
tal und Fanesjoch die Dolomitenfront zu durchbrechen. 
Ihre Angriffe scheitern an dem tapferen Widerstand 
zweier Kompanien des X. Marschbataillons der Vier¬ 
zehner, die gemeinsam mit einer Kompanie des Deut¬ 
schen Alpenkorps und einzelner Standschützenabteilun¬ 
gen keinen Fußbreit Boden verlieren. 
Diese und andere bittere Erfahrungen zwingen die 
Italiener, nunmehr immer größere Höhen, schwierigere 
Uebergänge für einen erhofften Einbruch zu suchen. 
Ihre Alpin! sind geschickte Kletterer, sie haben eine 
Reihe vorzüglicher Bergführer zur Verfügung. Das Kraft¬ 
zentrum Cortina d'Ampezzo, unverteidigt in ihre Hand 
gefallen und durch das Boite-Tal leicht zu erreichen, 
macht es ihnen möglich, mit allen technischen Mitteln 
an die schwere Aufgabe heranzugehen. Und was ein¬ 
zelne ihrer Generale aus Angst, in eine Falle zu geraten, 
streng vermeiden, verfolgen andere mit um so größerer 
Beharrlichkeit: Die dünne Kette der Verteidigung ir¬ 
gendwo zu zerreißen. 
Als wahre Turmkolosse der Dolomitenfront bauen 
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