Volltext: Alpenkrieg

4. italienischen Armee löst sich in zahlreiche schwächere 
Wellen auf, die da und dort und ohne ersichtlichen 
Zusammenhang anprallten, sich blutige Köpfe holten, 
zurückgingen, um freilich an vielen Stellen den Versuch 
zu wiederholen. Diese Armee, die 74 Bataillone zählte, 
traf allenthalben auf kleine Abteilungen, ja winzige 
Gruppen und Patrouillen des Verteidigers, ohne auch 
nur den geringsten aussichtsreicheren Erfolg zu erkämp¬ 
fen. Immer wieder ist es der harte Gebirgler, der fana¬ 
tische Einzelkämpfer, der hier den Raum beherrscht. 
Die Streitkräfte — Standschützen, Bayern vom Leibregi¬ 
ment, Landes- und Kaiserschützen, 14er und 59er — 
waren meist unterwegs, um da und dort eine Gefahr 
zu bannen, einen schwachen Punkt der Front zu festi¬ 
gen. Geschlossene Verbände gab es kaum. Hier tobte 
ein Kleinkrieg, wie er heftiger nicht zu denken ist. 
Es zeigte sich immer wieder, daß die Abwehrlinie 
nicht überall glücklich gewählt war. Die tüchtigsten 
Kenner der Dolomiten standen ja in Rußland oder 
waren überhaupt nicht mehr am Leben. So blieb es 
den wenigen Hochgebirgssoldaten von Beruf, vor allem 
den Landesschützenoffizieren überlassen, die Fehler der 
Theoretiker gutzumachen. Ein wesentlich anderes Ge¬ 
sicht bekam die Verteidigung dieses Frontabschnittes, 
als Feldmarschalleutnant Ludwig Goiginger das Kom¬ 
mando der „Division Pustertal" übernahm und Oberst¬ 
leutnant Franz von Epp, der Führer der „Leiber", in 
die Verteidigung eingriff. Jetzt wurde auch der Mann 
vorne angehört, wurden seine Vorschläge verwirklickt. 
Deutsche Artillerie, vor allem die Batterie Hauptmann 
Rose — dieser tapfere Mann fiel später, gemeinsam 
mit seinem Ersten Offizier Leutnant Pape an der Dolo¬ 
mitenfront — nötigte die Italiener zu noch größerer Vor¬ 
sicht, machte sie unsicher und hob die Kampffreudig¬ 
keit der oft in die Prügelknabenrolle gedrängten Ver¬ 
teidiger ganz bedeutend. Denn es kam ja an der ganzen 
Alpenfront vorerst darauf an, die erdrückende Heber- 
zahl des Feindes aus dem Bewußtsein der eigenen Leute 
zu lösdien, sie an der eigenen Tat zu steigern und keine 
Verzagtheit aufkommen zu lassen. Monate konnte es 
noch dauern, bis Rußland niedergezwungen sein würde. 
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