Volltext: Ober-Oesterreich

er eine Mühle und viel Brenn- und Lattenholz schwemmt er aus den um ihn liegenden Wäldern herab; 
die Bewohner des Dörfchens Niederranna verdienen sich seit frühester Zeit mit Holzarbeit das 
tägliche Brot. Oberhalb der kleinen Ansiedlung prangt auf einem Felsrücken das Schloß Rannariedl. 
Den Schloßberg umrauschen die Donau und die Ranna und machen die Lage des alten Ritterheims 
romantisch schön, welcher Eindruck noch erhöht wird durch die guterhaltenen Baulichkeiten der 
mittelalterlichen Burg. Wettergraue Bastionen und Wehrgänge, Wach- und Streittürme stehen noch 
unter Dach und der felsenharte alte Rundturm trotzt der Zeit ebenso, wie er einst den feindlichen 
Angriffen getrotzt hat. Vom Lugaus auf der Turmhöhe sieht man ins Donautal weit hinauf und 
hinab. Der Strom windet sich mit vielen Krümmungen, je nach dem Strich der Berge, die sich bald 
rechts, bald links vordrängen, in verschiedenen Breiten ostwärts. 
An einer Stromenge liegt rechts Wesen, ein alter Markt, auch Wesenufer genannt, weil hier 
eine Überfahrt die beiden Ufer verbindet. Fast gegenüber erscheinen auf waldiger Anhöhe Schloß 
Marsbach mit einem stattlichen viereckigen Bergfried und am schmalen Ufersaum das Dörfchen 
Marsbachzell. Doch die menschlichen Ansiedelungen zeichnen nur verschwindende Punkte in die 
wuchtige Naturherrlichkeit des Passauertales, das an der Donauschlinge bei Haichenbach und 
Schlägen seine wildschönen, fesselndsten Bilder zeigt. 
Eine breite Felsgruppe stemmt sich dem ankommenden Strom entgegen und zwingt ihn zur 
Kehre. Malerisch großartiger ist keine andere Stelle am ganzen Stromlauf. Das anprallende Wasser 
wälzt seine Wogen mit ungestümem Gerisse von der versperrenden Steinwand zurück und treibt sie 
um einen langen Bergrücken, der sich wie eine Landzunge zwischen den hin- und zurückwallenden 
Strom drängt. Auf diesem umschäumten Felswall liegt die Ruine Haichenbach, die daher vom 
Strom aus allseitig betrachtet werden kann. Gegenüber von Haichenbach, in der Bucht, verteilen 
sich die wenigen Häuser des uralten Ortes Schlägen. Von hier aus führt ein Fußpfad nach Aschach, 
der nur ein Drittel so lang ist wie der Weg längs des Stromes. 
Unterhalb Haichenbach verengert sich das Bett der Donau fast um die Hälfte, das Wasser 
schäumt mit Brausen über den felsigen Grund und wird wiederholt von seiner Laufrichtung abgedrängt, 
so daß nahe folgende Krümmungen entstehen, die den Engpaß oft von jeder Aussicht völlig 
abschließen. Es ist bezeichnend, daß gerade dieses wildschaurige Donaubild alle ansässigen und 
eindringenden Völker zur Bewunderung hinriß, aber auch zum Kampf gegen drohende Mächte 
begeisterte. Am Weiler von Schlägen und auf den umliegenden Berghöhen ist weltgeschichtlicher 
Boden, der getränkt ist von Kelten-, Römer- und Germanenblut. Geschichte und Sage erzählen hier 
viel von den Schicksalen der Donauvölker und was sie sagen, ist bedeutsam für alle Zukunft. 
Ruhiger strömt die Donau an Obermühl vorbei, wo sie die „Kleine Mühl" aus den Mühl- 
viertler Bergen aufnimmt. Eine Drahtseilfähre verbindet die beiden Ufer. Noch einmal folgt der 
Strom dem Felszwang und erreicht in nordöstlicher Richtung Untermühl, wo die ,»Große Mühl" 
mündet. Etwa eine halbe Stunde an der Großen Mühl aufwärts, in der Nähe der Burgruine Parten¬ 
stein, erstand in den letzten Jahren ein technisches Riesenbauwerk, das „Elektrische Wasserkraftwerk 
von Partenstein", mit dem die Kultur der Neuzeit einen Hochsprung gemacht hat mitten hinein in 
die Waldeinsamkeit. 
Die Reihe der Donauburgen im Passauertal schließt das freundliche Neuhaus. Da der 
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