Volltext: Ober-Oesterreich

gefunden. Unter dem römischen Imperium gehörte Iscala der römischen Provinz Noricum an, die 
vier Jahre nach dem Zusammenbruche des weströmischen Kaiserreiches (480 n. Ch.) von den 
Alemannen, Herulern und Rugiern erobert wurde. Die erste Kultur-Epoche, welche Iscala zur 
Zeit der Römer erlebt hatte, war vernichtet, die neuen barbarischen Bewohner zerstörten die römischen 
Salzsiedereien und beschäftigten sich nunmehr ausschließlich mit Viehzucht. Allmählich faßten die 
Bajuvaren, welche die Grenzwächter des fränkischen Reiches waren, in unserer Gegend immer mehr 
Boden, während vom Osten her Slaven einwanderten. Diese beiden verschiedenen Volksstämme 
lebten längere Zeit nebeneinander. 
Eine Reihe lokaler Bezeichnungen aus der nächsten Umgebung Ischls sind slavischen 
Ursprungs, so Ramsau von hrom = Donner, Potschen — pecen, Priel = priela (Steinmenge), 
Zimitz = zimic. Die Bevölkerung wohnte zu jener Zeit in armseligen Fischerhütten an der Traun, 
an deren Ufern um 580 n. Ch. ein Fischerdorf an der Stelle des früheren römischen Iscala erstanden 
war. Aus Aufzeichnungen des Benediktiner-Klosters Mondsee (Chronicon Lunaelacense) ist zu 
entnehmen, daß um diese Zeit das Christentum in den Gebieten an der oberen Traun seinen Einzug 
hielt. Das Fischerdorf erhielt ein kleines Holzkirchlein, welches dem Schutzpatron der Fischer, dem 
hl. Nikolaus, geweiht wurde. So erscheint in den Stiftsurbaren und Urkunden des frühen Mittelalters 
das Dörflein St. Nikola an Stelle des einstigen Iscala. Besonders wichtig für die Christianisierung 
des späteren Salzkammergutes wurden die von Herzog Tassilo von Bayern gegründeten Benediktiner- 
Klöster Mondsee (748) und Kremsmünster (777). In der Stiftsurkunde des Klosters Mondsee 
tauchen bekannte Namen auf, die Ortschaften Chalpaha (Unterkaltenbach oder Rindbach bei Eben¬ 
see) und Oberachalpach (Kaltenbach bei Ischl), welche der Herzog unter anderen Dörfern dem 
Stifte Mondsee dotierte. Die kleine Fischeransiedlung des achten Jahrhunderts war von dichtem 
Eschenwald umgeben. Auf dem Platze dieser bescheidenen Ortschaft, die zum größten Teile im 
heutigen Gries errichtet war, stand eine große Esche, zu welcher täglich eine Gemse gekommen sein 
soll, um sich von ihrem Laube zu nähren. Infolge dieser sagenhaften Überlieferung erhielt das 
Ischler Marktwappen tatsächlich später eine Gemse im Schilde, welche auf zwei Berggipfeln stehend, 
von einer Esche frißt. Im Gries hatten die Fischer in geschlossenen Reihen ihre Fischbehälter auf¬ 
geschlagen, keine Brücke führte noch über die Traun, die Überfuhr von Menschen, Tieren und 
Lebensmitteln erfolgte durch Fischer, welche dafür ein Ufergeld einhoben. 
Eine neue, segensreiche Zeit erstand Ischl unter der Herrschaft des Böhmenkönigs Przemysl 
Ottokar II., welcher seit 1251 einige Jahre nach dem Aussterben der Babenberger die österreichischen 
Länder erworben hatte. Abt Heinrich IV. von Mondsee gehörte zu den Freunden des 
Böhmenkönigs und erhielt von diesem zwei Urkunden, worin seine Besitzungen im „Ischelland* 
bestätigt wurden. Der Böhmenkönig richtete sein Hauptaugenmerk auf die Wiederbelebung des 
Salzhandels, er betrachtete das „Ischelland", wie das innere Salzkammergut damals genannt wurde, 
als einen für sich bestehenden Landesbezirk, nannte denselben seine Provinz Ischel, „Ischelen 
provinciam" und übertrug die Besorgung des Salzwesens einem Beamten, den er Salzmeister nannte 
und welchem er auch die oberste Gerichtsbarkeit übertrug. König Rudolf von Habsburg schenkte 
der Kirche zum hl. Nikolaus zu Ischl von jedem vorbeifahrenden Salzschiff einen Pfennig. Im Jahre 
1282 erhielt Albero von Puchheim das Schloß Klaus und die Einkünfte von Ischl zur Belohnung 
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