Volltext: Ober-Oesterreich

Am Ostufer fahren wir zurück. Ein Stück des Dachsteinstockes mit dem H i r 1 a t z 
(1933 Meter) und Zwölferkogel (1979 Meter) wird sichtbar. Beim Tunnel, den die Bahn bei 
der Haltestelle Hallstatt durchfährt, stürzt der Wehrgraben steil in den See, der hier die größte 
Tiefe hat. Malerisch, wie eine chinesische Dschunke schaukelt das Inselchen E c k 1 auf den Fluten. 
Gleich daneben ist der Landungssteg des die Bahnhaltestelle mit dem Markte verbindenden Dampfers. 
Beim Grubschlosse oder beim Kreuz überrascht uns ein unbeschreibliches Bild! H a 11 s t a 11, 
der uralte Bergmannsort, liegt voll entfaltet am grünen Hange des Hallberges, den, einem Vließe 
gleich, Buchenwald bedeckt. 
Beim Rudolfs türme (865 Meter), der schon 1284 auf den See hinabblickte, weicht 
der Fels auseinander. Rechts hält der Kreuzberg (1208 Meter), links die Hochsieg 
( 1 162 Meter) am Eingange des H a 111 a 1 e s Wacht. Im Hintergrunde beschließt es der P 1 a s s e n 
(1953 Meter) mit überragender Wucht. Berg- und Knappenhäuser machen dort droben die Ort¬ 
schaft S a 1 z b e r g aus. Links vom Rudolfsturme zieht eine saftige Wiese vom Fußwege bis zum 
Waldhange hinauf. Sie bedeckt die berühmte Stätte des vorgeschichtlichen Gräberfeldes, das uns so 
reiche Spuren eines Bergmanns Volkes hinterließ, das schon um 700 v. Chr. dem Salzbergbaue oblag. 
Von unserem schönen Plätzchen beim Kreuz sehen wir auch ein zweites Tal, das Echem-, 
tal, dessen Ausmündung die Lahn einnimmt. Die zyklopenhaften Wände des Hirlatz zur Linken 
und der Echem wand zur Rechten, die übereinandergestaffelten Gestalten der Mittenwand, 
des Ursprung - und Langtalkogels bringen Leben und Bewegung. 
Nach Osten biegend gelangen wir zum Salinenkanal von Obertraun, wo der Inhalt der Salz¬ 
schiffe auf die Bahn verladen wird. Südwärts fahrend kreuzen wir am Delta der Traun vorbei, 
blicken in die Niederung von Obertraun und auf die Randberge des Dachsteinstockes, kommen zur 
stillen Ortschaft Winkl und wenden uns westwärts, am Südufer des Sees entlang. Verträumt liegt 
die schattige Hirschbrunnenvilla in der Mitte zwischen zwei Karstriesenquellen, 
die beide ein Doppelgesicht aufhaben. 
Die eine der beiden, Kessel genannt, ist ein glattwandiger Felsenschlund mit einem harm¬ 
losen Wasserspiegel. Die zweite, der Hirschbrunnen, enttäuscht noch mehr. Der Besucher 
sieht ein trockenes, moosbewachsenes, von Strauchwerk eingefaßtes Steinbett. 
Doch großartig ist das Schauspiel, wenn plötzliche Schneeschmelze einsetzt oder starke Güsse 
übers Land gehen. Dann beginnt der Brunnen zu arbeiten, gewaltige Wassermengen brechen brausend 
aus den Felsen hervor und ergießen sich schäumend in den See. Seltener, aber noch eindrucksvoller 
ist das „Gehen" des Kessels. Trübe Fluten quellen empor, erreichen den Felsenrand c(es Kessels, 
strömen über, vermögen die Fahrstraße zu überschwemmen. Der Boden zittert unter der Wucht des 
entfesselten Elementes. In wenigen Stunden kann alles wieder vorbei sein. 
Schließlich naht die Lahn. Wir sehen den Salinenkanal, den Kohlenschuppen begleiten. 
Wir sehen die Sudhüttenarbeiter an der Feuerung der Pfannöfen. Im Bade tummelt sich fröhliche 
Jugend und der W a 1 d b a c h, der die Eiswässer des Dachsteins zu Tal führt, muß knapp vor seiner 
Einmündung die Salinensäge betreiben. 
Der neue schöne Uferweg, der so schöne Ausblicke bietet, steht großenteils auf Piloten. Kost¬ 
bar ist hier der Raum, jedes Fleckchen muß mühsam dem Wasser oder dem Fels abgerungen werden. 
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