Volltext: Ober-Oesterreich

einleitender Instrumentalmusik, sondern auch vollständige Opern gegeben wurden. Das Krems- 
münsterer Musikarchiv bewahrt eine ansehnliche Reihe von Opern- und Singspielpartituren, u. a. von 
Dittersdorf, Gluck, Gretry, Haydn, Jomelli, Méhul, Mozart, Paisello, Piccini, Salieri. Unter den 
Stiftskomponisten: Pasterwig, Frauenberger. Ersterer scheint auch im Musiklexikon auf. Als frucht¬ 
barer Stiftskomponist sei noch Gunther Kronecker erwähnt. 
In einzelnen Orten Oberösterreichs bestanden auch Meistersingschulen, z. B. im 
sechzehnten Jahrhundert in F r e i s t a d t. Hans Sachs weilte bekanntlich auf seiner Wanderschaft 
in Wels. In dieser, wie in den Städten Linz und Steyr gab es sowohl adelige als bürgerliche 
Förderer des Musiklebens und Ausübende in privaten Zirkeln. In Linz kam in den Jahren 1 785 
bis 1820 die Profan- und Kirchenmusik zu hoher Blüte. 
Als letzter Thurnermeister (Musikdirektor) in Linz war Franz Xaver G1 ö g g 1 
tätig. Er oder einer seiner Gesellen mußte bei Tag und Nacht die F euerwache auf dem Schmidturme 
(er stand ungefähr am Eingange der heutigen Domgasse und wurde 1828 demoliert) halten; ferner — 
mit Ausnahme gewisser Tage — „als des Morgens früh zum Gebet, des Mittags und Abends, wenn 
die Sperrglocke geläutet wurde, mit Zinken und Posaunen gegen die Stadt vier und gegen die Vor¬ 
stadt zwei gute Stücke machen; an Feier- und Festtagen nach Beendigung des Gottesdienstes vier 
Stücke, die sich auf Feier- und Festtage schicken, machen". Er war verpflichtet, bei Abhaltung der 
Bürgermeister-, Richter- und Ratswahlen mit Zinken und Posaunen zu erscheinen, aufzuwarten; 
ferner hatte er die Obliegenheit, bei der jeweiligen Ankunft des Prälaten von Garsten zu blasen. 
Außerdem war ihm zur Pflicht gemacht, bei vorfallenden Notdurften der gemeinen Stadt Linz dieselbe 
mit guten Pfeifern zu versehen. Überdies mußte er den Kirchendienst sowie die Hochzeiten mit 
guter Instrumentalmusik versehen. Glöggl wurde 1764 (am 21. Februar) in Linz geboren. Sein 
Vater war gleichfalls Thurnermeister. Seine musikalische Ausbildung erhielt er in Linz und Wien. 
Durch eisernen Fleiß wurde Glöggl in kürzester Zeit einer der vorzüglichsten Geiger Oberösterreichs. 
Als Achtzehnjähriger wurde er bereits Oberleiter des Orchesters. In dieser Stellung brachte er pulsie¬ 
rendes Leben in das Linzer Musikgetriebe. Er veranstaltete „große Gassationen", Gesellschafts¬ 
konzerte, errichtete die erste musikalische Leihbibliothek, eine Kunst- und Musikalienhandlung. Mit 
den vorzüglichsten Künstlern und Kunsthändlern unterhielt er eine eifrige Korrespondenz. Er besaß 
eine literarische Bibliothek von 250 Werken, eine Notensammlung von 100 Gesang- und 1200 
Instrumentalpiecen, über 60 Instrumente, eine Sammlung von Tonkünstlerporträts und Originalhand¬ 
schriften. Die Sammlung erwarb 1824 die Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. Kein Künstler 
reiste durch Linz, der ihn nicht besuchte. Mit Mozart, Josef und Michael Haydn und Abt Vogler 
stand er im Briefwechsel. Auch Beethoven besuchte ihn täglich während seines Linzer Aufenthaltes. 
Sie machten gemeinsame Ausflüge und wurden vertraute Freunde. Der Violinvirtuose Ole Bull war 
sein letzter Gast. Von Glöggls Arbeiten sind mehr als ein halbes Dutzend im Druck erschienen. 
Aus Eingaben Glöggls an den Linzer Stadtrat erfahren wir, daß 1819 nicht weniger als 
1 20 Musikanten, davon mehr als 60 vom bürgerlichen und 50 vom Militärstande tätig waren. Außer 
dem Adel bildeten sich eigene Kapellen aus allen Ständen. Glöggl gab auch den Impuls zur Er¬ 
richtung der Gesellschaft der Musikfreunde, pflegte im Theater neben klassischem Schauspiel auch 
die Oper. 
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