Volltext: Ober-Oesterreich

zehnten Jahrhundert, bis durch die Romantiker und ihre Begeisterung für das Mittelalter die alten 
Stilarten der romanischen und gotischen Form wieder zu neuem Leben erwachten. 
Als dann Bischof Franz Josef Rudigier in Linz im Jahre 1855 den Bau des neuen Domes 
in Linz ankündigte und 1 862 tatsächlich mit dem Bau begann, erwachte im Lande eine neue Bau¬ 
tätigkeit. Die Urteile über den Linzer Dom lauten sehr verschieden; um gerecht zu sein, muß man 
sich in die Zeit des Baubeginnes hineindenken, damals kannte man nur den neuromanischen und den 
neugotischen Stil'; auch die besten Kunstkenner der damaligen Zeit sprachen sich sehr lobend über 
den Plan aus. 
Der Linzer Dom gehört zu den großartigsten Bauten der letzten Jahrhunderte. Er ist 130 m 
lang, das Querschiff 60 m breit, der Turm 134*80 m hoch. Die ganze Anlage ist im Stile der Hoch¬ 
gotik, der Gesamteindruck des Domes ist ein großartiger. Die innere Raumgestaltung, die Anordnung 
des Kapellenkranzes um den Hochaltar, die prächtige Votivkapelle geben Zeugnis, daß Vinzenz Statz, 
der erste Dombaumeister, ein außerordentliches Talent gewesen ist. Daß der Dom in 62 Jahren durch 
die „Marienpfennige", also durch die kleinen Spenden des Volkes, der Hauptsache nach fertiggestellt 
werden konnte, diese Tatsache allein zeigt die große Opferliebe des Landes Oberösterreich. 
Der Dombau gab die Anregung für gar manche Neu- und Umbauten von Kirchen im Lande. 
Architekt Otto Schirmer, seit 1862 Dombauleiter, erbaute 1877 die Türme zu Christkindl, nachdem 
er schon 1869 den Bau der neugotischen Kirche zu Bad Hall begonnen hatte. Es folgte 1881 der 
Bau der Kirche der Kreuzschwestern in Linz, er war beteiligt an der Renovierung der Stadtpfarr¬ 
kirche in Freistadt, nach seinen Plänen wurden die Kirchen Viechtenstein und Bruckmühl gebaut. 
Es erstehen neue Kirchen in Julbach (1865), Pupping, Karmelitinnen in Linz (1880), 
Traun (1882), Reichental und Niederkappel (1890), Pregarten (1893), in Braunau (Kapuziner¬ 
kirche), Ampflwang, Reichraming, die große Kirche in Puchheim, in Linz die Herz-Jesu-Kirche, 
die Kirche der barmherzigen Schwestern, die hl. Familienkirche, ferner die Kirchen zu Schwanen- 
stadt, Kleinraming, Pollham, Schardenberg, Eggendorf, Kleinmünchen, Kopfing, und die Herz-Jesu- 
Kirche in Wels nebst einigen kleineren Kirchen. 
Daß bei den vielen Renovierungen im Sinne der „Stileinheit" grobe Fehler gemacht wurden, 
wird niemand leugnen. Damals war man für die neugotische Kircheneinrichtung begeistert. West¬ 
reicher in Ginunden hat über 100 gotische Altäre im Lande aufgestellt. Daß der Stileinheit leider 
gar manche prächtige barocke Werke zum Opfer fielen, ist sehr bedauerlich, seinerzeit halfen auch 
die Organe des Staates mit. 
Immerhin war ein reger Kunsttrieb im Lande. Es sind unter den Künstlern der neueren Zeit 
Namen, die auch in der Kunstgeschichte Oberösterreichs in späteren Generationen einen guten Klang 
haben werden. 
Die Geschichte der kirchlichen Kunst in Oberösterreich zeigt eine überaus reiche Tätigkeit 
auf allen Gebieten der Kunst. Leider ist der Österreicher zu bescheiden, um seine herrlichen Kunst¬ 
schätze zur Schau zu stellen. Das Volk hat ein tiefes Gefühl für seine Kunstwerke. 
Sind auch im Laufe der Jahrhunderte unschätzbare Werke der kirchlichen Kunst verloren 
gegangen, der gegenwärtige Besitz ist noch ein sehr erfreulicher; das Land Oberösterreich kann noch 
stolz sein auf die Werke der Kunst, die es sein eigen nennt.
	        
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