Volltext: Ober-Oesterreich

angefertigt worden. Der größere enthält die etwas ungefügen Bilder der Evangelisten; die geschmack¬ 
vollen Zeichnungen der Initialen klingen an irische Motive an. 
Um nur einige Codices anzuführen, welche sicher in den betreffenden Klöstern mit Bilder¬ 
schmuck versehen wurden, sei auf das herrliche Evangeliar aus dem zwölften Jahrhundert (jetzt in 
Wien) verwiesen, das der Mönch Liutold von Mondsee mit Gold, Farben und großen Bildern 
geziert hat. Vom Mönch Gottschalk in Lambach stammt ein kostbares Legendarium (zwölftes Jahr¬ 
hundert, jetzt in Berlin), welches er mit einer Reihe von Federzeichnungen geschmückt hat, ferner 
ein Rituale vom dortigen Mönch Haimo. In Ranshofen bestand einst eine berühmte Malerschule, 
die von Salzburg aus beeinflußt war. Die bekannte Ranshofener Bibel (jetzt in München) haben 
zwei dortige Mönche mit reichem Schmuck an Miniaturen ausgestattet. Wohl der berühmteste Rans¬ 
hofener Codex ist das Evangeliarum (jetzt in Oxford), das 1178 Liuthold, der Schatzmeister des 
Stiftes, vollendet hat. Diesem Liuthold werden noch ein Passionale und ein Evangeliar der Wiener 
Nationalbibliothek, auch das sogenannte Michaelbeuerner Brevier in München zugeschrieben, Werke, 
die zu den bedeutendsten Schöpfungen mittelalterlicher Buchmalerei gehören. 
Herrliche Miniaturwerke besitzt auch das Kloster St. Florian, wie z. B. das Missale III./208 
aus dem zwölften Jahrhundert oder eine Bibel aus dem zwölften Jahrhundert, geschmückt mit großen 
Miniaturen und Initialen. St. Florian hat 65 Codices mit Miniaturen oder künstlich verzierten 
Initialen, welche sicher schon um die Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts ihm angehört haben oder 
da entstanden sind. Zwei Codices davon fallen auf das elfte Jahrhundert, acht auf das zwölfte, 
sechs auf das dreizehnte Jahrhundert. 
Ein in Kremsmünster geschriebenes Rituale enthält ein Bild, das den Abt Bernhard 
(1222—1230) vorstellt, wie er der Madonna ein Buch präsentiert. Unter Abt Friedrich von Aich 
(1274—1325) bestand im Stifte eine großartige Schreibschule. Um die Mitte des vierzehnten Jahr¬ 
hunderts arbeitete der bolognesische Buchmaler Niccolò di Giacomo für Kremsmünster. Seine Bilder 
gehen von der mehr buchmäßigen Art zum bildmäßigen Charakter über. 
Es lassen sich über 200 Kirchen nachweisen, die zur Zeit des romanischen Baustiles neu- 
oder umgebaut wurden. In Oberösterreich zeigt sich das konservative Festhalten am Althergebrachten 
auch darin, daß die gewohnte Bauweise beibehalten wurde, wenn auch in anderen Gegenden schon 
neue Bauformen gepflegt wurden. So finden sich noch Bauten im spätromanischen Stile (Übergangs¬ 
stil), als anderswo bereits die Gotik ihren Einzug feierte. Die gotische Kunst hat sich aber 
dann zu einer Blüte entwickelt, an die selbst die Barocke, die in unseren Gegenden Vorzügliches 
geleistet hat, nicht heranreicht. 
Durch Um- oder Neubauten entstanden ungefähr 450 gotische Kirchen, von denen viele 
später barockisiert wurden oder dem Josefinischen Kirchen- und Klostersturm zum Opfer fielen. Zu 
den frühgotischen Kirchen zählten die Stiftskirche St. Florian (1235) und Lambach (1257), die 
Stadtpfarrkirche in Linz (nach 1250), die Minoritenkirche in Linz (1286), ferner die noch un¬ 
verändert erhaltene Kirche Pesenbach, Pfarre Feldkirchen a. D., die noch Spuren des Übergangs¬ 
stiles zeigt. Eine stattliche Zahl gotischer Kirchen ist unberührt geblieben, z. B. Eferding, Kefer- 
markt, Lasberg, Wartberg o. Aist usw. 
Die Bauart der gotischen Kirchen ist von verschiedenen Faktoren beeinflußt worden. Die 
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