Volltext: Ober-Oesterreich

die weite Umgebung. Die Klosterkirche in Mondsee war zu Ehren des hl. Michael gebaut, und 
zwar als Basilika. 943 wurde sie von den Ungarn zerstört, aber bald erstand sie wieder neu. Im 
Kloster Mondsee hielt sich auch der hl. Wolfgang, Bischof von Regensburg, auf. 1470—1487 
wurde die Stiftskirche im gotischen Stil erbaut, später zum Teil barockisiert. Unter Kaiser Josef II. 
wurde das Kloster, das über 1000 Jahre segensreich gewirkt, aufgehoben; die reiche Bibliothek und 
unschätzbare Kunstwerke gingen zum Großteil verloren. 
Im anmutigen Kremstal gründete Tassilo 777 das berühmte Stift Kremsmünster. Die 
Benediktiner entfalteten eine rege Tätigkeit im Traunviertel, gründeten Ansiedlungen, bauten Kirchen, 
waren aber auch in künstlerischer und wissenschaftlicher Hinsicht vom größten Streben erfüllt. Krems¬ 
münster wurde die Mutterkirche einer großen Zahl neuer Pfarren, ein Kulturzentrum. 899 zerstörten 
die Ungarn das Kloster, erst 1004 wurde es wieder hergestellt. Die jetzige Stiftskirche wurde 1270 
im spätromanischen Übergangsstil aufgebaut, später gotisiert und 1680—1703 barockisiert. 
Im Stifte Kremsmünster ist aus der Zeit der Gründung noch der sogenannte Tassilokelch oder 
Stifterbecher vorhanden. Dieser Becher ist durch die Inschrift als Geschenk des Bayernherzogs Tassilo 
bezeichnet, sie lautet: Tassilo Dux Fortis Liutpirc Virga Regalis. Der Gründer des Stiftes hat ihn 
wohl schon 777 übergeben. Er ist aus Kupfer, teils gegossen, teils getrieben; das Kupfer ist mit ovalen 
Silberfeldern und Goldplatten belegt, in welche die Zeichnung eingegraben ist. Die Rand- und Füll¬ 
muster erinnern noch an die irländische Art, die Halbfiguren des Heilandes und der Evangelisten 
zeigen noch birnförmige Köpfe und gespreizte Finger, denen erst die ,,Karolingische Renaissance" 
ein Ende gemacht hat. Nebst dem Tassilokelch gehören auch die zwei Tassilo-Leuchter zu den inter¬ 
essantesten Werken dieser Zeit. 
Kaiser Karl der Große hatte nach dem Krieg mit den Avaren viele Kirchen wieder hergestellt 
und neu aufgebaut. In jeder Kirche mußten die zum Gottesdienste erforderlichen Utensilien vorhanden 
sein. Dazu gehören hauptsächlich der Altar mit Kreuz und Leuchtern, ferner der Meßkelch, Speise¬ 
kelch, Gefäße für hl. Öle, Meßbuch, Rituale, ein hl. Gefäß und ein Raum zur Aufbewahrung des 
Sanctissimum, Paramente, Altartücher, Hostienbehälter, Weihrauchgefäß usw. Zum Schmuck der 
Kirche gehören Gemälde und Statuen. Somit meldet jede Kirchengründung auch das Vorhandensein 
der entsprechenden Einrichtung, welche immerhin mehr minder künstlerisch ausgeführt war. Daß 
die Kunst damals eine ganz bedeutende war, erfahren wir aus den wenigen Resten, die sich er¬ 
halten haben. 
Um 900 entstand die Benediktinerabtei Traunsee (Traunkirchen), eine Stiftung des letzten 
Karolingers, Ludwig des Kindes. Aus der karolingischen Zeit um 800 stammt die Krypta der 
Stiftskirche St. Florian, die in ihrer heutigen Gestalt verschiedenen Bauperioden angehört. Die 
Säulen stammen etwa aus dem dreizehnten Jahrhundert. Historisch sicher ist, daß sich in St. Florian 
schon im zehnten Jahrhundert dort ein Steinbau erhob, wo die jetzige Stiftskirche steht. Die Ungarn 
hatten die Kirche in Brand gesteckt, die Dachung und flache Holzdecke der Basilika gingen in 
Flammen auf. 
Wenn auch fast keine Werke der kirchlichen Kunst aus der Zeit bis 1000 auf uns gekommen 
sind, so zeigen die angeführten geschichtlichen Daten doch, daß schon eine Menge von Kunst¬ 
objekten vorhanden war. 
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