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infolge des ungenügenden Entwicklungsraumes und der enormen Terrainhindernisse nicht vor¬ 
zudringen vermochte. Beide Regimenter gerieten zu alledem noch in flankierendes Feuer vom 
Mte. Giove her, der niemals oder nur vorübergehend in unserem Besitze gewesen sein konnte. 
So bedeutend die Verluste an diesem Tage waren — sie zählten 79 Mann an Toten 
und Verwundeten, darunter 7 Offiziere — drängte trotzdem die allgemeine Lage dazu, die Öffnung 
des Weges nach Schio zu erzwingen. Auch die Wiederholung des Unternehmens verlief ergebnis¬ 
los. Ein weiteres Weichen der Italiener wäre gleichbedeutend mit ihrem Rückzüge bis in die 
Ebene gewesen und die furchtbarste Niederlage geworden, welche sie mit dem Einsätze aller 
verfügbaren Kräfte verhindern mußten. Nach diesem vergeblichen Bemühen wurden beide Baone 
am 13. Juni wieder herausgezogen, das 1. Baon rückte zum Regimenté ein, während das 
5. als Reserve nach Peralto kam. 
Des Himmels heiter prangendes Blau lachte ungerührt auf die Kompagnien, welche 
eifrig und intensiv bestrebt waren, Hindernisse in das Strauchwerk zu legen, die Gräben zu 
vertiefen und neue Stützpunkte auszubauen. Der Aufklärung durften 
jedoch nicht alle Kräfte entzogen werden, denn gerade in diesem Kessel, 
eingeschlossen vom Summano, Soglio del' Prospile und der Priafora, war 
es dem Gegner durch seine zahlreichen terrassenförmig angelegten Be¬ 
festigungen ein leichtes, die Angreifer zu überwachen, umgekehrt aber 
behinderte das dornige, dichte Gebüsch jeden freien Ausblick und da konnte 
nur eine rege Patrouillentätigkeit vor Überraschungen schützen. Der nächt¬ 
liche Lärm in den gegnerischen Stellungen, das ununterbrochene Surren 
der Bohrmaschinen und die Explosionen vieler Sprengungen verrieten 
hinreichend die Absicht, diesen Weg in die Ebene nicht freizugeben. 
Major Alfons Marbach hatte am 18. Juni das Kommando über 
das 5. Baon übernommen und wurde drei Tage später in das Campo- 
luzzotal verschoben, wo er vorläufig dem 8. Korps unterstellt blieb. 
Im allgemeinen herrschte an der Posina in der nächsten Zeit nachdenk¬ 
liche Stille. Die italienische Infanterie schwieg ganz. Ihre Artillerie 
belästigte die eigene Linie nur dann mit kleineren Kalibern, wenn ein 
Unvorsichtiger sich eine allzu große Blöße gab oder die reifen, saftigen 
Kirschen, auf den Bäumen bei Maso, bei Tage Leckermäuler anlockten. 
Dann saßen einige gutgezielte Schrapnells darinnen, so daß das Regi¬ 
ment das Kirschenpflücken verbieten mußte. Aber so ruhig es auf 
Erden, um so lebhafter war es in den Lüften geworden. Die starke Zu¬ 
nahme der Fliegeraufklärung ließ auf italienische Gegenaktionen schließen, 
was auch Gefangene bestätigten. In diesem Frontraume sollte es nicht mehr dazukommen. 
Die russische Entlastnngsoffensive Brussilows, eigentlich das unglückselige Nachgeben der 
4. Armee bei Luck, hatten die oberste Heeresleitung zu größeren Truppenverschiebungen genötigt. 
Von Mitte Juni an unterblieben weitere Unternehmungen gegen die italienische Front und die stark 
vorgeprellte 3. Jnfanterietruppendivision räumte Arsiero und ging auf die nördlich des Posina- 
baches gelegenen Höhen zurück. Wohl mit zerpflückten Hoffnungen, doch ungebrochenen Mutes 
wurde in der Nacht zum 25. Mai das Regiment abgezogen und diese Frontverlegung durch 
einige Nachhutpatrouillen gedeckt. Diese freiwillige Räumung gelang so gut, daß selbst 24 Stunden 
nach dem Abmarsche der letzten Posten der Gegner noch die Gräben besetzt wähnte und unter 
starkes Feuer nahm. 
Mittlerweile marschierten die Baone über die in vorzüglichen Zustand gesetzte Werk¬ 
straße hinab gegen den Fluß, dessen Brücken nach erfolgtem Übergange zerstört wurden, und 
stiegen den steil aufsteigenden Serpentinenweg auf den Cimone empor. Es war schon heller 
Tag, als ein halbes 1. Baon, das als letztes eine Nachhutstellung beim Werke Sojo Rotto 
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