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die eigenen Batterien in der Nacht ein ständiges Feuer dahin unterhielten, zeigte der Gegner 
diesmal Ausdauer und war nicht zu vertreiben. Es mußte also mit größerem Einsätze der 
Versuch wiederholt werden. 
Am nächsten Morgen, d. i. am 9. Februar um 7 Uhr früh, begann die russische Artil¬ 
lerie zu wirken. Sie beschoß die eigene Hauptstellung, aber ohne Erfolg. Um 2 Uhr 30 Mi¬ 
nuten nachmittags erwiderten die Batterien der Division das Feuer auf die verlorene Feldwach¬ 
stellung und verdichteten dasselbe bis zu einem gewaltigen Eisenhagel. Unter dessen Schutz 
gingen Abteilungen des 1. und 2. Baons gegen die Russen vor. Sie erzwangen den Erfolg 
und um 4 Uhr nachmittags war die Höhe 230 wieder fest in der Hand des Regiments. 
Die Besatzung hatte sich, um der Gefangenschaft zu entgehen, rechtzeitig aus dem 
Staube gemacht, dagegen war das Kampffeld mit ungezählten Leichen bedeckt, vorwiegend Opfer 
der Treffsicherheit der österreichischen 15-om-Haubitzen. Die eigenen Verluste waren indessen 
auch nicht unerheblich und betrugen 30 Tote und Verwundete. Wie Gefangene aussagten, 
war ihnen das Georgskreuz und zehn Rubel versprochen worden, wenn es gelingen sollte, 
die Feldwachstellung zu nehmen und zu halten. Das erklärt auch die Ausdauer, mit der sie 
um dieses Grabenstück kämpften. 
Den beim Angriff verwendeten Abteilungen, d. h. der neuen Besatzung, blieb es jedoch 
nur bis in die Abendstunden vergönnt, die wiedereroberte Feldwache zu halten. Nach kurzer 
Artillerievorbereitung hatte der Feind ein ganzes Baon gegen die Höhe gejagt, welchem das 
kleine Häuflein von zwei Zügen nicht standzuhalten vermochte. Nach kurzem Feuergefechte 
trat es ohne Überstürzung und Verluste den Rückzug auf die Hauptstellung an, vom Gegner, 
der die beabsichtigte Korrektur seiner Stellung allerdings mit sehr schweren Opfern erkauft 
hatte, nicht bedrängt. Dieser hielt von nun an die Höhe stark besetzt und rächte sich für die 
erlittenen schweren Verluste durch ein stärkeres Artilleriefeuer auf die eigenen Gräben, ohne 
ihnen größeren Schaden zuzufügen. 
Dies war das letzte Gefecht, welches das Regiment im Osten bestehen sollte, denn die 
folgenden Tage brachten keine nennenswerten Ereignisse mehr und am 18. Februar wurde die 
Division durch Truppen der 2. abgelöst. 
Das Regiment marschierte als Armeereserve nach Romanow, wo es bis 26. Februar 
verblieb. Kleinere Übungen, Märsche und Exerzieren, vor allem aber Körperpflege und Reini¬ 
gung der Uniformen füllten die Tage. In den Nachmittagstunden spielte die Regiments¬ 
musik flotte Weisen, welche auch die wenigen polnischen Juden, die hier ihre Wuchergeschäfte 
mit allerhand Tandelware trieben und bei dem Rückzüge der Russen zurückgeblieben waren, 
ins Freie lockten. 
Von den großen Gehöften des Dorfes hatten die meisten der winterlichen Holznot 
geopfert werden müssen. Die Unterkünfte für das Regiment waren daher sehr beengt und 
unsauber. Doch nach genau fünfmonatlichen ununterbrochenem Leben im Schützengraben mit 
seinen erst winzigen Wohnhöhlen und all den sonstigen Einschränkungen, welche die Nähe des 
Gegners dem Soldaten auferlegte, empfand jedermann Wohlbehagen. Als gar die Nachricht 
kam, daß das Regiment verschoben, mit der Bahn abtransportiert, vielleicht nach einer anderen 
Front verlegt werden sollte, gab es eine Freude, die in der heitersten Laune ihren Ausdruck fand. 
Nicht einer war unter all den zwanzig Kompagnien, der nicht die Sehnsucht im Herzen 
getragen hätte, aus dieser steppenartigen Wüstenei herauszukommen, wo das Auge keinen.Halt 
fand, der Blick in weiten, welligen Ebenen herumirrte und der nicht schon hundertmal die 
Faust, welche er dem Welschen zeigen wollte, geballt hätte. 
Am 26. Februar fuhr das 1. und 2. Baon von Palcza ab, die Baone 3, 4 und 5 
wurden am 28. in Luck einwaggoniert. Verlief auch der erste Teil der gleise nicht sehr 
gemütlich, da das Thermometer weit unter Null stand und die Wagen ungeheizt waren, so 
zeigte man doch ein fröhliches Gesicht. In Kowel wurde noch eine zweite Decke an jeden 
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