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täglich eingebracht. Nach ihren Aussagen war die tägliche Not ums liebe Brot, das Ausbleiben 
jedweder Verpflegung durch mehrere Tage die Ursache ihrer Desertion. Wie drakonisch die 
russischen Führer ihre Leute behandelten, besagte die Meldung zweier Ausreißer vom 24. Januar, 
nach welcher ihnen sogar das Zeitunglesen untersagt und eine Übertretung dieses Verbotes 
streng bestraft wurde. 
Ganz anders bei uns! Da wurden die Kriegsereignisse der Mannschaft verlesen. Sie 
machten freilich mehr Freude als jene der Entente, nachdem sich gerade das Schicksal Serbiens 
erfüllte und sein Zusammenbruch die blutige Politik der Karageorgevic sühnte. 
Am letzten Jahrestage lebte das Artilleriefeuer wieder auf, die Infanterie aber hielt 
beiderseits Ruhe. Lustig schlängelten die bläulich-schwarzen Rauchfäden der Schwarmöfen durch 
die eisige Luft, ohne, wie noch im Herbste, auf 
die Artillerie eine besondere Anziehungskraft 
auszuüben. Es war wie ein stillschweigendes 
übereinkommen, den Wärmespender in der kalten 
Zeit zu respektieren. 
Da die blutigen Verluste recht klein und 
auch der Krankenabschub in mäßigen Grenzen 
blieb, wurde aus dem 17. Marschbaon ein 
5. Feldbaon formiert, das nunmehr an dem 
Grabendienste teilnahm. 
Am 8. Februar vernahm man beim 
4. Baon, das am rechten Flügel lag, starke 
Detonationen, zu deren Aufklärung ein Zug des 
1. Baons unter Lt. i. d. Res. Johann Floasiu 
um J 1 Uhr nachts vorgeschoben wurde. Das 
Detachement kehrte ohne Ergebnis zurück, doch 
schien die rätselhafte Explosion die Ruhe ver° 
scheucht und den unter der winterlichen Decke 
schlummernden kriegerischen Geist ein wenig 
angefacht zu haben. 
In der stockfinsteren Nacht zum 9. Fe¬ 
bruar arbeiteten sich die Russen in der Stärke 
von beiläufig zwei Kompagnien durch die Mul¬ 
den, welche die beiden Stellungen trennten, bis an die Feldwachen des 2. Baons heran, die 
sie mit Hand- und Gewehrgranaten so stark belästigten, daß diese langsam und unter steter 
Feuerabgabe auf die Hauptstellung zurückgingen. Die feindliche Streitkraft besetzte sodann den 
verlassenen Graben, richtete sich darinnen häuslich ein, legte spanische Reiter vor und brachte 
ein Maschinengewehr in Stellung. Das alles geschah in der kurzen Zeit bis zum Morgen¬ 
grauen, wo man erst die Sachlage zu überblicken imstande war. 
Gleich nach diesen Feststellungen belegten eigene schwere Haubitzen die verlorenen Feld¬ 
wachen mit einem kurzen konzentrischen Feuer von so vorzüglicher Wirkung, daß sofort 80 Mann 
die Waffen streckten und der Rest nach der russischen Hauptstellung zurücklief, verfolgt von den 
zielsicheren Geschossen der Vierzehner und ihrer Maschinengewehre. Nach dieser Einleitung 
stürmte Fähnr. i. d. Res. Ernst Adam kurzerhand mit seinem Zuge den Graben, brachte weitere 
90 Gefangene ein und kam nach vollendeter Aufgabe ohne eigene Verluste wieder zu den Seinen. 
Doch hatten die Russen in kaum glaublicher Geschwindigkeit bereits einen Verbindungs¬ 
graben von ihrer Hanptlinie gegen die eigene Feldwache auf Höhe 230 begonnen und so 
seltsam es schien, fast bis auf 50 Schritte an dieselbe vorgetrieben, also eine Annäherungs¬ 
möglichkeit geschaffen, mit der sie, gut gedeckt, den Graben wieder nehmen konnten. Obgleich 
Ostausgang von^Olyka 
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