pagnie hob mit wohlgezielten Schüssen allein elf Kosaken aus dem Sattel. Doch schien auch da jeder
Widerstand vergeblich, als um zirka 11 Uhr'vormittags die Russen zu einem neuen Schlag aus¬
holten und plötzlich über die verlassene Höhe frische Kosakenscharen massenhaft in wildestem Galopp
daherjagten. Das soll den Ausschlag geben und in der Tat scheint der Ausgang angesichts der schier
verzweifelten Lage unserer ermatteten Braven und der feindlichen Überzahl nicht mehr zweifelhaft.
Aber selbst da weichen die Hessen nicht und wieder sieht man die meisten, das Gewehr
im Anschlag, knien oder stehen, aber an Munition fehlt es fast vollends und das Abwehrfeuer ist
nur zu schwach. Nur noch wenige hundert Meter trennen mehr die Heranpreschenden von den
Unseren — ein schaurig schöner, die gestähltesten Nerven hart packender Anblick, den kein Zeuge
zeitlebens vergißt, ein Schauspiel, so grandios und so fesselnd, wie es nur der Bewegungskrieg
der Ebene zu bieten vermag — aufs höchste steigt die Not!
Doch horch, da rattern plötzlich halblinks vom Waldrand her Maschinengewehre, krachen
kräftige Jnfanteriesalven von Süden und schlagartig setzt unsere Artillerie im wichtigsten Zeit¬
punkte mit verheerendstem Sperrfeuer ein. Was jetzt folgt, drücken Worte nicht aus. Die noch
kurz vorher siegestoll anrasenden Kosaken bilden — Pferd und Mensch — einen unentwirrbaren
Knäuel, eine überstürzende, am Boden dahinwälzende blutige Masse, nicht viele sind da entkommen.
Was nicht fällt, zerstiebt und jagt in wildester Karrisre die Höhen zurück. An die 500 zählte
man später, die da blieben.
Ein Aufatmen, manch' Stoßgebet, gottlob das ärgste ist für den Augenblick vorbei!
Und dies hauptsächlich nur dank dem rechtzeitig und mit aller Kraft einsetzenden Feuer unserer
Maschineugewehrabteilung III des Oblts. Stemberger. Die früher beschriebene Hackenstellung
beziehend, sieht er die Attacke. Blitzschnell erkennt er die Krise, wendet seine Gewehre, eröffnet
ein todsprühendes Feuer in die Flanke der Kosaken und rettet alles! Das Verdienstkreuz ward
dieses Tüchtigen Lohn.
Hiemit wurde die Situation des ganzen Regiments wesentlich gebessert. Diese den
Zuseher lähmende, fast in Sekunden abrollende Episode ist wiederum ein prächtiges Beispiel,
daß eine gute Infanterie selbst in härtester Bedrängnis auch weit überlegene Kavallerie nie
und nimmer zu fürchten braucht. Wohl hätten das 1. und Teile des 3. Baons noch weiter
ihre Höhenstellungen behaupten können, doch wurden auch diese, um den Anschluß an die Mitte
und den rechten Flügel des Regiments besser herstellen zu können, in eine zweite Linie zirka
1000 Schritt südlicher verlegt; der rechte Flügel des 3. Baons (verstärkt durch die rasch wieder
Gesammelten des versprengten 4. Baons) zog in der erwähnten Hackenform mit der Front nach
Ost fast unter 90° nach rückwärts und die bis zum Bystrzycabache noch klaffende Lücke wurde
durch das herangeeilte 2. Baon wieder geschlossen.
Die verfolgenden Russen drängten wohl im Dorfe Bystrzyca die dort unter dem
Häuserschutz zurückgehenden Reste des Infanterieregiments 21 und anderer Truppen noch weiter
gegen Zakrzówek, gingen aber beiderseits der Ortschaft — augenscheinlich selbst stark erschöpft —
über die vor dem Regiments gelegenen Anhöhen mit stärkeren Kräften nicht hinaus. So war
durch die Vierzehner der mit allen Mitteln durchgeführte große Vorstoß als vorderhand auf¬
gehalten zu betrachten. Die Einbuchtung der eigenen Front betrug an tiefster Stelle (Bystrzyca-
bach) keine 2000 Schritte und die bestandene große Durchbruchsgefahr konnle zu Mittag des 8. Juli
als überwunden gelten. Hier zerbrach die Vollkraft des Feindes.
Obgleich viele Heldenstücklein aus dieser Kampsphase zu berichten wären und nur ein
Bruchteil vermerkt werden kann, darf doch nicht das hervorragende Verhalten des damaligen
Regimentsadjutanten Hptm. Eisner vergessen werden. Im Galopp sah man ihn im dichtesten
Geschoßhagel, keine Gefahr scheuend, in die Feuerlinie und längs dieser dringende Befehle
übermitteln. Nirgends fehlte er zu kritischer Zeit, bald bringt er Versprengte wieder vor, bald
eifert er Wankende an, allerorts ein vorzügliches Beispiel besonderer Schneid und glänzenden
Wagemutes gebend.
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