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Die Großmenage wurde wiederholt von höheren Militärs sowie Funktionären und Kom¬ 
missionen des Militärkommandos und des Kriegsministeriums besichtigt und im Detail inspiziert. 
Große Verdienste um diese Institution haben, wie bereits erwähnt, Oblt. i. d. Res. Karl 
Schaller und Oblt.-Rechnungsführer Hans Horak, letzterer als Mitglied des Verwaltungs¬ 
ausschusses, erworben. Oblt. i. d.Res. Schaller, der auch vor dem Feinde seinen Blutzoll entrichtete, 
brachte in die Regimentskrämerei Großzügigkeit und Schwung. Trotz' aller Bleigewichte an Händen 
und Füßen umspannte sein genialer, kaufmännischer Geist bald die ganze uns zur Verfügung 
stehende, leider nur viel zu kleine Welt. Schaller, der sich um Bagatellen des Kleinverkaufes, für 
welche das liebe P. T. Publikum allein Anerkennung und Verständnis zeigte, nicht kümmerte, 
tat im stillen viel Gutes. Kein verschämt Darbender, keine Witwe klopfte bei ihm vergebens an. 
In seinem Schatten wandelte der vom Felde her bekannt tapfere und zum Invaliden 
gewordene Lt. i. d. Res. Schenkenfelder. Entschlossen, wie es seinem Charakter entsprach, wirkte 
er im verwirrend umfangreichen Großbetriebe des Unternehmens. Auch er blieb dabei immer 
ein braver und getreuer Hesse, der manchem arnwn Teufel den kurzen Fronturlaub durch eine 
kameradschaftliche Aushilfe verschönte. Neid und Mißgunst versuchten vergebens, diesen beiden 
tadellosen Offizieren — eins am Zeuge zu flicken. 
Zu bemerken wäre noch, daß dem Ersatzbaon einige junge aus angesehenen Familien 
stammende Albaner zugeteilt waren, welche als Einjährig-Freiwillige Offiziersalisbildung er¬ 
hielten, um sodann in die in Skutari aufgestellten Albanerformationen eingeteilt zu werden. 
Inspizierungen beim Ersatzbaon waren keine Seltenheit — der Militärkommandant 
von Innsbruck besichtigte fast jede Marschformation eingehend am Exerzierplatz. Standeskontrollen 
seitens des Kriegsministeriums, des Militärkommandos sowie des Inspizierenden des Militär¬ 
kommandos waren an der Tagesordnung. 
Auch Exzellenz FML. v. Teisinger war dreimal in Linz, um die Offiziere und Mann¬ 
schaften stichprobenweise auf ihren Tauglichkeitsgrad zu überprüfen. 
Während des Krieges wurde für die Wohltätigkeit beziehungsweise Fürsorge für die 
Angehörigen des Regiments das Möglichste getan. Zunächst wurde ein Mannschafts-, später 
auch ein Offiziers-Hessenfond ins Leben gerufen, welcher den Zweck verfolgte, hilfsbedürftige 
Kriegsbeschädigte des Regiments nach dem Kriege finanziell zu unterstützen. 
Diesen Fonds, namentlich dem Mannschafts-Hessenfond, sind auch namhafte Spenden 
zugekommen. Zur Hebung des letzteren wurde sogar ein Kriegstheater aufgestellt, welches anfangs 
als Sommertheater auf der Strasserau, später im Gasthofe ,,zum grünen Baum" Vorstellungen 
gab. Wenn die eigene Regimentsmusik beim Ersatzbaon weilte, wurden selbstverständlich auch 
Wohltätigkeitskonzerte für den angeführten Zweck veranstaltet. 
Ein schönes Mannschaftsfest, welches eine namhafte Summe bent Hessenfond zuführte, 
wurde von der ersten Ersatzkompagnie (Kommandant Hptm. Hnewkowsky) im Ottensheimer 
Schlosse, wo dieselbe untergebracht war, arrangiert. 
Aus den vorstehenden kurz gefaßten Ausführungen geht hervor, daß auch beim Ersatz¬ 
baon mühevolle Arbeit geleistet wurde und man kann mit ruhigem Gewissen sagen, daß 
dasselbe seine Pflicht genau so gut erfüllte, wie das glorreiche und ruhmvolle Regiment 
im Felde! 
Es soll zum Schlüsse nicht unerwähnt bleiben, daß im allgemeinen die Arbeit im 
Hinterlande, die gewiß keine rosige war, stark unterschätzt und zu wenig anerkannt wurde. Es 
kam leider vor, daß tüchtige Leute, welche sich in ganz besonderer Weise während der ganzen 
Kriegszeit hervortaten und gewiß einer sichtbaren Auszeichnung würdig gewesen wären, eine 
solche nicht erhielten. 
All diesen Braven sei an dieser Stelle die vollste Anerkennung für ihre vorzügliche 
Dienstleistung ausgesprochen. Das Bewußtsein der Pflichterfüllung möge ihnen der schönste und 
beste Lohn sein. 
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