Volltext: I R 14

Die schwere Defensivschlacht von Porta Lepozze, stellte an alle Organe des Sanitäts¬ 
dienstes fast übermenschliche Anforderungen an physischer Kraft und Tapferkeit. Die Stellungen 
waren zertrommelt, die Kavernen zu wenig und zudem vielfach eingestürzt. Deckung bot das 
hochgelegene Karstplateau fast keine, auch die wenigen Dolmen konnten gegen die feindliche 
schwere Artillerie und gar gegen die Minen nicht schützen. Daher waren die Verluste des Re¬ 
giments bei dem tagelangen Trommelfeuer schwer. Die Bergung der Verwundeten mußte tat¬ 
sächlich im Trommelfeuer erfolgen. Daß sie beim Infanterieregiment Nr. 14 unter diesen un¬ 
sagbar schweren Umständen in mustergültiger Weise erfolgte, ist ein herrlicher Beweis wahrer 
Kameradschaft und wahrsten Heldenmutes unserer Blessiertenträger. Auch der Truppenarzt hatte 
unter den schwersten Verhältnissen Tag und Nacht 
in voller Selbstaufopferung seinen Samariterdienst 
zu tun. Beide Hilfsplätze, die sich in Dolinen 
zirka 800 Schritte hinter der Stellung befanden, 
standen selbstverständlich auch unter dem wütenden 
Trommelfeuer. Beide Hilfsplätze bekamen Voll¬ 
treffer und der Oberarzt i. d. Res. Dr. Gabor 
fand hier nach zweijähriger Felddienstleistung, in¬ 
mitten seines segensreichen ärztlichen Schaffens, 
den Heldentod. Ebenso schwierig und gefahrvoll 
wie die Bergung der Verwundeten war ihr Ab¬ 
transport, der, bis zum Standort des Regiments¬ 
kommandos Nr. 17, im schwersten Artilleriefeuer 
mit der Feldtrage erfolgen mußte. Major Heinrich 
Sauer hat für diesen Weg den Namen „Todesweg" 
geprägt. Kein Ausdruck könnte treffender sein! 
Hut ab vor den braven Blessiertenträgern, die 
diesen Weg täglich zehn- und zwanzigmal gingen 
und immer wieder, wenn ein Verwundeter kam, 
diesen Todesweg beschritten mit jener starken Ent¬ 
schlossenheit, zu der nur ein Held befähigt ist. Es 
ist kein Wunder und es war einfach nicht zu ver¬ 
hüten, daß in der Schlacht von Porta Lepozze eine 
ganze Reihe von Blessiertenträgern in Erfüllung ihrer Samariterpflicht gefallen sind. Auch der 
weitere Abtransport, der vom Regimeutskommando Nr. 17 an auf einer guten Straße mit 
Wagen und Autos erfolgen konnte, stand noch unter ganz erheblichem feindlichem Feuer. 
Bei dem Umstande, daß die Leute in 2000 m Seehöhe tagelang auf nacktem Felsen 
in übelriechenden Kavernen lagen, daß begreiflicherweise der Verpflegsnachschub ganz unzureichend 
war und daß der Mann in steter Todesbereitschaft stehend auch Physisch schwer litt, ist es zu 
verstehen, daß sehr bald Darmkatarrhe infektiöser und nicht infektiöser Natur in erschreckender 
Zahl auftraten. Zu ihrer Verhütung oder Eindämmung konnte inmitten dieser Schlacht sonst 
nichts geschehen, als die Kranken dem Spitale zuzuführen. 
Ohne Zweifel wird ein berufener, militärischer Fachmann der Nachwelt beweisen, daß 
es ein Verdienst des Heldenmutes der Hessen war, daß in der Junischlacht von Porta Lepozze 
der Feind unsere total zerschossene Linie nicht eindrücken konnte. Der Physiologe wird es aber 
nur schwer fassen, daß wenige Tage nach den Schrecken der Schlacht, wo Todesgrauen und 
Entbehrung aller Art noch in jedem einzelnen seelisch nachwirken mußten, das Regiment in 
einer Parade, die sich im Frieden auch in Linz hätte sehen lassen können, vor seinem Aller¬ 
höchsten Kriegsherrn stand. Ich sagte mir damals: diese oberösterreichischen Bauernnerven ver¬ 
bürgen den Sieg. 
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