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auch in dieser Hinsicht in Wort und Beispiel ein vorzüglicher Führer der Mannschaft. Der 
Gesundheitszustand der Truppe war iu der ersten Phase der Offensive trotz der schweren Stra¬ 
pazen an Märschen und Gefechten, trotz des ganz unregelmäßigen Funktionierens der Verpfle¬ 
gung ein sehr günstiger. Wir gehen nicht weit fehl, wenn wir der mit den Erfolgen wachsenden 
Begeisterung einen großen Einfluß einräumen. 
Der Umstand, daß iu diesem reinen Bewegungskrieg jede Kompagnie und jeder Zug 
stets gefechtsbereit sein mußte und oft auch ganz unvermittelt ins Gefecht trat, machte es not¬ 
wendig, daß jede Unterabteilung stets ihren vollen Stand an Blessiertenträgern mitführte. Der 
jeweilige Sitz des Hilfsplatzes wurde den Baons- und Kompagniekommanden bekanntgegeben. 
Der Sanitätsdienst war somit nicht mehr zentrifugal, sondern zentripedal. Beide Methoden 
haben ihr Gutes und es hängt vom taktischen Geschick und Empfinden des Regimentschefarztes 
ab, für den konkreten Fall die 
günstigere Methode zu wählen. 
Sehr bewährt hat sich in dieser 
Offensive die Hilfsplatzteilung, die 
wir schon im November 1914 ge¬ 
übt hatten. 
Der nun folgende kurze Stel¬ 
lungskrieg in der Gegend von 
Nudnik am San, hat in sanitäts¬ 
dienstlicher Hinsicht manches Inter¬ 
esse. Früher war der Hilfsplatz 
mehr oder minder an Häuser, die 
günstig oder ungünstig im Terrain 
lagen gebunden oder mußte ein¬ 
fach im Freien etabliert werden. 
Dieses waldige und moorige Ge¬ 
lände am San hatte nun gar keine 
Häuser — wo man sie gebraucht 
hätte und so lernten wir bauen. Mit einigem Stolze können wir behaupten, daß unsere ersten 
Versuche glänzend gelangen. Ein Baonshilfsplatz bei Chalupi, iu zwei Tagen geschaffen, 
wurde sogar wegen seines anmutigen Äußern ein begehrtes Objekt aller Amateurphotographen 
der Gegend. 
Von ärztlichem Interesse ist, daß damals bei Offizier und Mann zirka fünf Tage 
andauernde fieberhafte Erkrankungen auftraten, die zunächst den Verdacht auf Typhus lenkten, 
doch ohne besondere Behandlung wieder vollständig verschwanden. Diese Erkrankung, die sich 
wohl ganz mit dem später von vielen medizinischen Autoren beschriebenen ,,wolhynischen 
Fieber" decken mag, ist damals nicht aufgeklärt worden und bei uns unter dem Einflüsse der 
nachfolgenden Kriegsereignisse in Vergessenheit geraten. In dieser Kriegsperiode hat uns das 
Wort „Gas" zum erstenmal beschäftigt. Die Mittel, welche man der Truppe damals als 
Gasschutzmittel gab oder besser gesagt riet, waren selbstredend mehr ein moralischer Schutz 
denn ein wirklicher. Dafür hatten schließlich auch die „Gasgranaten", welche die Russen da¬ 
mals hin und wieder wie in launigen Einfällen schossen, auch keine andere Wirkung, als daß 
sie stanken. 
Die ungenügenden sanitären Verhältnisse, die in Galizien vor dem Kriege herrschten 
haben es möglich gemacht, daß die offenbar von den Russen eingeschleppten „schwarzen Blattern" 
(Variola) damals iu den Dörfern hinter der Front unter dem Zivil, speziell den Flüchtlingen, 
zahlreiche Opfer forderten. Obwohl gewiß trotz aller Vorsicht eine indirekte Berührung einzelner 
Leute mit diesen Kranken vorkam, erkrankte kein Manu des Regiments au Pocken, was uns 
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