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ein besonderes Augenmerk auf eine ganz regelmäßige Entlausung gerichtet werden, da die Ent¬ 
lausungsanstalt in Zakliczyn sehr leistungsfähig war und leicht erreicht werden konnte. Neben 
dem eigentlichen Regimentsmarodenhaus, das dem Hilfsplatze in Janowice angegliedert war, 
bestand ein Divisionsmarodenhaus in Wroblvwiee. Dieses konnte uns aber nie recht von seiner 
Daseinsberechtigung überzeugen, da die Leute, die wir im eigenen Marodenhaus nicht ausheilen 
konnten, auch vom Divisionsmarodenhaus schließlich einem Spitale überstellt werden mußten. 
Die Stellung von Janowice-Lubynka war äußerst dünn besetzt und die Ausdehnung des 
Regiments eine sehr beträchtliche. Dies zwang uns selbstverständlich zu der im Reglement ge¬ 
wünschten Teilung der ärztlichen Kräfte, zur Bildung der Baonshiltsplätze. Daß diese, die in 
elenden galizischeu Bauernspelunken untergebracht waren, keinen spitalmäßigen Betrieb haben 
konnten, versteht sich von selbst. Dennoch war man auch hier bestrebt, den Grundanforderungen 
der Hygiene gerecht zu werden. Mit einigem Bangen 
hatten wir dem Winter entgegengesehen. Der Krieg 
im Winter und die galizische Kälte waren uns vage 
Begriffe. Beide wurden was unseren Gefechtsabschnitt 
anbetrifft überschätzt. Wir hatten mit ganz schreck¬ 
lichen Verlusten durch Erfrieren gerechnet, zumal wir 
schon im November bei Biorküw male die ersten Er¬ 
frierungen beobachteten. Jetzt, wo wir anderes gehört 
und gesehen haben, kann man sagen, daß die Zahl 
unserer Erfrierungen im ersten Kriegswinter eigent¬ 
lich gering war, obwohl vielfach die Wärmemittel, 
wie Schwarmöfen und Pelzleiberl, recht spät gefaßt 
wurden. Als Grund hiefür muß ich die wahrhaft gro߬ 
artige Mithilfe des Hinterlandes an erster Stelle 
nennen. 
Als der Herbst 1914 kühl wurde, da begann in 
Hütte und Palast, in Dorf und Stadt ein eifriges 
Stricken und Wirken und die oft geschmähte, aber un¬ 
ersetzbare Feldpost brachte Kistcheu und Pakete sonder 
Zahl, die alle Strümpfe, Leibchen, Pulswärmer und 
Schneehauben aus bester Schafwolle für die Soldaten 
bargen. Das Wort „Liebesgaben" kam auf und war 
so recht ein Wort, bei dem Klang und Bedeutung sich 
deckten. Von den Lieben daheim, die in warmer Liebe des Helden draußen gedachten, kam ein 
Liebeszeichen, das auch den Leib wärmte. Und wer so verlassen in der Welt stand, daß ihm 
keine Mutter oder Gattin oder Braut eine Liebesgabe sandte, für den strickte und sorgte irgend 
eine Unbekannte, die im Wege einer Liebesgabensammelstelle einen Mann, der ihr Heimatland 
verteidigte beglücken wollte. Daß unser Oberösterreich eine solche Menge Wollsachen dem Haus- 
regimente ins Feld schicken konnte, bleibt für alle Zeiten ein glänzendes Beispiel von Vaterlands¬ 
liebe und selbstlosem Opfermut, so lange geschichtliche Tatsachen bestehen. Da damit dem Gesund¬ 
heitszustände des Regiments aufs beste gedient war, so ist es am Platze, daß der Truppenarzt 
allen Strickerinnen und Gebern seinen warmen Herzensdank sagt. Ein weiterer Grund, welcher 
die Erfrierungen nicht so erschreckend auftreten ließ, ist, daß die Heeresverwaltung in der richtigen 
Überlegung — in der Kälte wird viel Fett im Körperhaushalte verbrannt — der Truppe reich¬ 
liche Speckzubnßen gab. Dann soll nicht vergessen werden, daß es damals noch ein wasser- 
undurchlässiges Leder gab. Auch konnte der Mann allmählich einen trockenen Unterstand schaffen. 
Daß auch mit Belehrungen der Mannschaft, wie man Erfrierungen vorbeugt, nicht gegeizt wurde, 
ist verständlich. Sonstige Erkrankungen traten auch nicht in besonderer Zahl im ersten Feld- 
San Pielro im Asticotale. 
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