Volltext: I R 14

.Lenophons Kathabasis zu den Gestade» des Schwarzen Meeres, die Griechen an den 
Thermopylen, die Niederwerfung der autochthvnen italienischen Bevölkerung durch „Rom", 
Hannibals Zug über die Alpe», das sind die ersten kühnen Versuche beherzter Männer, im 
Kampfe gegen den Feind nicht vor den Naturgewalten des Gebirges zurückzuschrecken. 
So blieb cs auch bis in die jüngste Zeit. 
Erst die Tiroler Freiheitskämpfe lehrten, was bereits Allgemeinbesitz der Urbevölkerung 
des Gebirges gewesen sein mag: Ausnützung der fortifikatorischen Qualitäten des Gebirges, zur 
Defensive mit schwachen Kräften. 
Der Entwicklung und Vertiefung dieses Gedankens entsprangen die großzügigen Bau¬ 
programme zur Schaffung von Defensionslinien, wie sie unsere und die italienische Gebirgs- 
grenze in ausgiebigstem Maße aufzuweisen hatte. 
Doch auch darin lernte man erst schrittweise die Anpassung an die äußere Umgebung 
und die Ausnützung der natürlichen Hindernisse, als stärkstes Moment der Verteidigung, erkennen. 
Die Geschichte dieser Ent¬ 
wicklung ist begrenzt durch die 
zwei Markpunkte: Defensions¬ 
kaserne und Kavernenbatterie. 
Dvrt das anspruchsvoll 
breite, ehrliche, aber dumme Weg¬ 
verstellen, hier das tückische unsicht¬ 
bare, aber auch unfaßbare Lauern. 
Unsere Erfahrungen aus 
dem Gebirgskrieg waren faden¬ 
scheinig. Die letzten, auf mvderne 
Verhältnisse wenigstens zum Teil, 
anwendbaren Ereignisse waren der 
bosnisch-herzegowinische Feldzug 
und zum Teil der Balkankrieg. 
Dcr größte Teil des ein¬ 
schlägigen Wissens beruhte auf 
aus tiefstem Frieden staminenden, 
mit kleinen Verbänden und in kurzen Manövern erworbenen Erfahrungen. Ihr Wert tvar 
ein gänzlich unzulänglicher. Die auf ihnen aufgebauten, sie verwertenden Instruktionen und 
Behelfe versagten zu Beginn des italienischen Krieges, der die Heeresleitung vor das Problem 
einer hunderte von Kilometer langen Gebirgsfront stellte. 
Das Problematische begann; große Lücken klafften. Ein Ausnahmsfall versteifte sich 
zu einem Dauerzustand. Die technischen Erfordernisse überstiegen jedes gedachte Maß. Die 
taktische Konkurrenz des Feindes, zwang die Grenze der im Frieden festgelegten Möglichkeiten 
immer weiter hinauszuschieben. 
Der Winter kam mit seinen furchtbaren Schrecken. Es mangelte an berggeschulten, berg¬ 
gewohnten Leuten. War doch die Kernkraft unserer alpenländischen Truppen, unter dem Drucke der 
russischen Millionenheere, schon lange zum Großteil verbraucht und empfindlich geschwächt worden. 
So sah sich denn unsere Heeresleitung allerorts von neuen Fragen, neuen Forderungen 
umdrängt, die, im Vereine mit Schöpfung der notwendigen Erfahrungen und ihrer entsprechen¬ 
den Verwertung, zweifellos eine ungeheure Arbeit darstellten. 
Wae diese Probleme gelöst, die gesammelten Erfahrungen mühebringend angewendet 
wurden, wie unsere Armeen sich den unwirtlichen Verhältnissen des jahrelangen Gebirgskrieges 
anzupassen vermochten, das soll in kurzen Schattenrissen den Inhalt dieser Zeilen bilden. 
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Aus dem Adamellogebieke. Auf der Kammlinie die eigenen Stellungen. 
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