Volltext: I R 14

V. Abschnitt. 
flllgemkinrs. 
o 
A. Mondngchtgeplaudrr. 
(März 1916.) 
Von Karl Dankwart Zwerger» Einj.-Freiw. tit. Zfr. 
Es ist eine wundervoll laue Mondnacht in Schweigen und in Tiefe. Eine Nacht, da alle 
Schatten klingen und alle Nebel ein Lied wissen und dir in Licht und Glorie dein eigen arm 
Herze zur Harfe wird. 
Es hat ein Glöcklein gezittert früher, leise, sehr leise. Es ist ja so klein. Drum hat's 
auch in Tönen gebebt, so fein und so zwitschernd, wie Wohl das Gut-Nacht des Spatzenvölkleins, 
das dort neben im Turmfirst huschelt. 
O, du sinnst und sinnst und du träumst und träumst . . . Wie nicht? 
Die heiligen Sterne überfunkeln die Erde und eine Kuppe, unendlich fern, blühet des 
Silbers. Du weißt nun freilich nicht, ist es der Mond, der jenen Fernern die Gottskrone gab, 
oder sahst du das tastende Cave, das Mensch wider Mensch, suchend und hassend, an die Stirnen 
der Riesen schreibt. 
Die Berge in Südland, die schlafen ja lang nicht mehr. Donnern des Tags mit 
den Felsenfäusten und rasen in Flammenfluch, nachts aber, ob auch die Titanenmuskeln 
ruhen, wachen sie brennenden Auges umher, spähend und spähend. Aber einmal, da wird das 
Wunder sein: Sie kauern sich empor, die steinernen Wächter, haßgeduckt, grimmig, knirschend, 
tun Sprung und Schlag und Sprung und Schlag — und das Entsetzen wälzt sich vor 
ihnen nach Tale. 
Was träumst du? Sieh doch: die Mondnacht ist friedlich . . . Freilich! 
Aber morgen geht es weiter, weiter feindwärts! Zum Schutze der Heimat, zum Schutze 
der Lieben! 
O, irgendwo, und sei es weit und weit, irgendwo an Strom oder Steinsturz, bei Heide 
oder Wald, irgendwo, da hast du ein Fleckchen Scholle, drauf immer Sonne liegt. Wo's ewig¬ 
lich tiriliert und schalmeiet, ewiglich pranget und ostert, weil deine Seele so wundere Wärme 
verströmt. Irgendwo, und sei es weit und weit, irgendwo über Gold oder Rebengrün, in Stille 
oder Lärm, da hast du ein Haus, ein Hüttlein vielleicht nur und nicht von Holz und Steinen 
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