Volltext: I R 14

Minen gefaßt, wurden zwei Hessenkompagnien vernichtet. Meine Leute treffen gegen Abend ein 
und finden nur teilweise in den Baracken von Campo Gallina Unterkunft. 
Wir bleiben vorläufig Divisionsreserve, aber das ist ein Zitterdasein. Frische Truppen, 
Kaiserschütze», ziehen vorbei, Exzellenz Meczenszeffy frägt mich, unter vier Augen auf Ehre und 
Gewissen, um die Verfassung des Baons. „Nimm alle Kraft zusammen, die Lust und auch den 
Schmerz, es gilt uns heut' zu rühren des Königs steinern Herz". 
Ich plaidiere für das Leben meiner Braven: „Wir gehen wieder in die Front und 
werden unseren Mann stellen, aber ein paar Tage Ruhe muß die Mannschaft haben. Die 
Kämpfe vom 11. bis 17. Juni und der Hin- und Hermarsch von Porta Lepozze nach Larici 
innerhalb 24 Stunden, waren ein starker Tabak!" 
Nach einigen bangen Sekunden entscheidet der im Herzensgründe gütige Exzellenzherr: 
„2/14 bleibt und das 1. Baon Kaiserschützen 1 wird für das Einsetzen bereitgestellt". 
Man lebt im Kriege von einem Tag auf den andern; die gegönnte Erholung war 
höchst notwendig. Unser Oberarzt Dr. Strauß hat alle Hände voll zu tun, doch seine kräftigen 
Sprüchlein helfen mehr als der Medizinkasten. 
Der 20. und 21. Juni vergehen, die Trümmer des Regiments werden beim Divisions- 
kommando gesammelt. Das Baon ist arg zusammengeschmolzen. 
Die 5. Kompagnie zählt 3 Offiziere, 50 Mann, 
,, 8. ,, (inklusive Sturmzug) 4 Offiziere, 93 Mann und die Maschinen¬ 
gewehrkompagnie II, 8 Gewehre, 1 Offizier und 59 Mann. 
Der liebenswürdige Generalstabschef v. Cles hat Wort gehalten, das Baon wurde nicht 
mehr eingesetzt. Gott sei Dank, die Hessen steckten die Pfeifen an, spielten Karten und hin und 
wieder ertönte ein G'sangl. 
Wir sahen noch die zielbewußten Vorbereitungen für die Zurückeroberung der blut¬ 
gedüngten Kote 2071, welche am 25. Juni in glänzendster Weise, bei Beteiligung des 10. Vier- 
zehnerbaons, gelang und den Italienern jede Hoffnung, die Tirolerfront mit Waffengewalt zu 
brechen, ein- für allemal benahm. 
Am 22. Juni kam überraschend der Abmarschbefehl. Es ging den schönen Tagen von 
Trient entgegen. * * 
* 
Zum Schlüsse sei der Brief eines braven Hessen angefügt, welcher der allgemeinen 
Aufforderung des Regimentskommandos, die persönlichen Eindrücke während der Porta-Lepozze- 
Schlacht prägnant zu schildern, mit schreibungewvhnter Faust, treuherzig und ehrlich also nachkam: 
„An das Regimentskommando! 
Im Namen meines schreiben lege ich meine Erlebnis aus — beim Angriff über Porto- 
lepoze vom 15 am 16. 
Indem wir am 15./6. angegriefen haben um halb 3 Uhr früh und mit großen 
Verlusten zurüggezogen haben in die eullte Stellung. 
Durch insere ArUelerri Volltrefer gehabt haben und auch vom Feinde mit großen 
Verluste zugefügt hatte. 
Indem uns der Feind mit Gaßgranaten, Mienen und mit dem Flammenwerfer. So 
daß ich noch das Glüg gehabt habe vom Flammenwerfer drauszukonimen. Und dann schlagt 
eine Granate auf 15—20 Schritte neben mir ein. So daß mich der Luft Drug beschädigt hatte. 
Und bin am 16. 6. in Spital abgegangen. 
Ich dangke Gott dafür. 
Für mein Glüg was ich gehabt habe. Pernkopf Josef." 
* * 
* , 
263
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.