Volltext: I R 14

Es gelang, die Kote 2071 zu erobern, 27 Maschinengewehre, mehrere Geschütze und 
eine Menge Italiener zu erbeuten beziehungsweise gefangenzunehmen. 
Der Verlauf dieses mit großer Bravour durchgeführten Angriffes war folgender: 
Um 2 Uhr 30 Minuten früh rauscht das erste 30-5-am-Geschoß über uns und fällt 
wie ein Felsblock herunter. 
Die Leute nennen diesen alles zerstörenden Riesenzuckerhut den ,.Luftomnibus". 
Nun trommeln gegen 30 eigene Batterien 5 Minuten — ein gewaltiges Orchester —, 
nach ihnen beginnt auf dieselbe Zeit unsere Minenwerfervorbereitung; das ist schade, das Minen¬ 
feuer ist zerstreut und macht gegenüber der imponierenden Artillerie einen schwächlichen Eindruck. 
Aber auch die Feinde haben eine hohe Feuerbereitschaft. Fast von Sekunde zu Sekunde 
neue Batterien einsetzend, bearbeiten sie vorerst die ganze Porta-Lepozze-Front. 
Mit Grauen wird konstatiert, daß das feindliche Feuer langsam die Überlegenheit 
gewinnt. Still wünschen wir unserer braven 5. Kompagnie und der „Anna" Soldatenglück. 
Die für uns so wichtige Höhe wird genommen und durch eine Stunde gehalten, doch 
der Erfolg kann nicht behauptet werden. 
Das Unternehmen muß auf eine bereitgestellte italienische Aktion gestoßen sein — 
also eilt Rencontre. 
Den Stürmenden gehe» Patronen und Handgranaten aus, die feindliche Artillerie hat 
unsere an Stärke weit überflügelt, auch scheint wieder einmal die Dotation ausgegangen zu sein 
— gerade im wichtigsten Moment. Es ist ganz unglaublich, welche Riesenmengen von Munition 
ein Trommelfeuer verschlingt. Der Nachschub konnte da nicht gleichen Schritt halten. Man 
vergleiche die Entfernungen zwischen dem Endpunkte der Vollbahn Caldonazzo, der Kopfstation 
der Seilbahn Bocchetta-Sattel, mit dem Schauplatze der Ereignisse beziehungsweise den Stand¬ 
orten der Batterien. Ein oberflächliches Kalkül schon belehrt, daß die einzige Straße, die 
zugewiesenen wenigen Autokolonnen, den ungeheuren Bedarf während der Schlacht nicht decken 
konnten und Munitionsmangel eintreten mußte. 
Die wütenden italienischen Gegenstöße sind nicht mehr abzuwehren. Die 5. Kompagnie 
räumt die eroberte Kote, nachdem alle anderen Teile zurückgehen, darunter der bis zur Ver¬ 
nichtung kämpfende Sturmzug des eigenen Baons (Kommandant Lt. i. d. Res. Fließer). 
Schwere, blutige Opfer hat der Angriff gekostet — die Toten und Verwundeten bleiben 
in Feindeshand — ein Bruchteil der schrittweise Weichenden wird abgeschnitten und gefangen. 
Von der großen Beute kann nur das wenigste geborgen werden. 
Die Trümmer gehen auf die Stellung der 8. und 14. Kompagnie zurück und kämpfen dort 
weiter — ja! die Italiener gut geführt, gehen uns sehr energisch an. — Die Sache wird kritisch. 
Der Aktion „Anna", bei welcher die Leutnants i. d. Res. Wrann, Warnecke, Fließer, 
Fähnrich i. d. Res. Gschwantner und der Einj.-Freiw.-Zfr. tit. Feldw. Böhm ganz außerordentlich 
kühn und tapfer kämpften, ist kein Erfolg beschieden gewesen. 
Trotzdem wurde sie für die Ereignisse bedeutungsvoll. Der Stoß traf die Italiener 
entweder mitten in der Vorbereitung zu einem gewaltigen Durchbruche, oder er veranlaßte sie, 
wie wir sehen werden, um den Erfolg auszunützen, zum vorschnellen Losschlagen, zu vereinzelten 
Angriffen, die alle abgewiesen, den Feind schließlich zu einer Kampfpause zwangen, die auch 
uns das Atemschöpfen gönnte und die Wiedereroberung der Kote 2071 am 25. Juni ermöglichte. 
Der Angriff der Brigade Piemont auf Porta Lepozze am 15. Juni 1917. 
(Siehe Skizze.) 
Lt. i. d. Res. Fließer, welcher mit ausgesuchten 21 Mann seines Sturmzuges die Aktion 
„Anna" mitmachte, brachte nur 8 in seine Ausgangsstellung, den Graben der Sturmzüge von 
2/14 und 3/59, zurück. Mit dieser kleinen Heldenschar verteidigte und hielt er die für ihn viel 
zu ausgedehnte Stellung durch 10 Stunden. 
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