Volltext: I R 14

um das an den Vortagen Versäumte gewissenhaft nachzuholen, jener schaute in das Blau des 
Himmels, dachte der Heimat und der Seinen und stopfte sorgfältig seine Pfeife; Tabak begann 
im Werte sehr zu steigen. Fernes dumpfes Dröhnen der Kanonen wurde hörbar. Bald wird 
es schwächer, bald stärker, und mit dem Trieder sah man deutlich kleine Rauchwölkchen am 
Horizont — krepierende Schrapnells. 
Um 6 Uhr abends mußten- wir unsere Zeltpaläste abbrechen und kurz darauf schlän¬ 
gelte sich Truppe hinter Truppe feindwärts. Ein herrlicher Sonnenuntergang gab uns das 
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Das Offizierskorps des 1. Marfchbaons vor dem Abgehen aus Linz. 
Geleite. Nach kurzem Marsche erreichten wir den Abhang einer niederen Hügelkette. Konzentrierte 
Aufstellung! — Nieder! Jeder wickelte sich in sein Zeltblatt und versuchte zu schlafen so gut 
es eben ging. 
Um halb 4 Uhr früh freuten lvir uns wieder des erwärmenden Trunkes aus der 
Fahrküche und als uns die Sonne grüßte, waren wir schon auf dem Marsche. Der Kanonen¬ 
donner wurde immer stärker hörbar. Weit vor uns gingen hohe Rauchsäulen auf — in Braud 
geschossene Ortschaften. 
Mittag war's. Auf einer Straße, gedeckt durch einen hohen Bahndamm — ,,Halt! — 
nieder!" „Kompagniekommaudanten vor!" — Daun wird wieder weitermarschiert. Die Berit¬ 
tenen sind abgesessen, ihre Pferde bleiben zurück. Wir sind in nächster Nähe des Feindes. Vor 
uns stehen eigene Truppen schon tut Kampf. Also auch wir kommen endlich dran. — Und 
das ist alles, was man in diesem ernsten Moment empfindet. 
Nach dem Passieren einer Ortschaft einige kurze, scharfe Kommandos. Wir nehmen 
eine breite Formation in einem Gliede an, Direktion Mitte, der hohe Baum am Höhenrand, 
und vorwärts geht's. Ordnung und Richtung sind wie am Exerzierplatz und auch das sanft 
ansteigende, deckungslose Terrain erinnert an diesen. 
Vor uns, einmal da, dann dort einige kleine Rauchwölkchen in beträchtlicher Höhe 
sind die ersten Schrapnellvisitkarten der Russen. Wir kommen immer näher und plötzlich scheint 
ihren Geschützen just die Distanz auf uns zu passen. In allen Tonarten surrt es über unseren 
Köpfen und unwillkürlich neigt jeder den Kopf und erwidert damit artig den feindlichen Gruß. 
Doch diese Reflexbewegung hat man sich gar schnell abgewöhnt, da man sie als gänzlich nutzlos 
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