Volltext: I R 14

500 Mann, einen Überfall aus (auf Raclawice), wobei es zu einem mörderischen Kampf, 
Mann gegen Mann, kam. Hiebei spielten sich ungezählte Episoden ab, wovon hier nur einige 
erwähnt seien. 
Ein Feldwebel (Name unbekannt), von einem russischen Offizier aufgefordert, sich zu 
ergeben, stürzte mit dem Ausrufe: ,,Ja a Watschen!" mit seinen Leuten auf den Feind und 
jagte die schwarzen Gesellen mit dem Bajonett zurück. 
Hptm. Böhm beantwortete die gleiche Aufforderung („Bojatschte!") mit dem Revolver. 
Ein anderer Mann wurde schwer verwundet; im nahen Wald, wohin er sich schleppte, 
umringten ihn drei Russen. Sie opferten ein Verbandpäckchen, verbanden den Mann und 
ersuchten ihn in deutscher Sprache höflichst um Uhr, Börse und Brot, sodann verschwanden 
sie. Hauptmaun Böhm erhielt später eine schwere Verwundung am Fuß und wurde in der 
nächsten Nacht während des Transportes nach rückwärts nochmals angeschossen, wobei ein 
Sanitätsgehilfe fiel. 
Dem Leutnant Tizian wurde der Fuß zerschmettert. 
Damals geriet auch Fähnrich Uitz in Gefangenschaft, welcher drei Tage früher die 
silberne Tapferkeitsmedaille erhalten hatte. 
Am nächsten Morgen sah der Gefreite Franz Jnzinger der 7. Feldkompagnie zwei 
eigene Munitionsvcrschläge, zirka 80 Schritte vor der eigenen Schwarmliuie, die für uns ein 
wertvolles Material waren und von denen alles abhing, da empfindlicher Munitionsmangel 
herrschte. Bei dem fortwährenden Wogen des Handgemenges waren sie verloren gegangen. Im 
heftigsten Feuer, ohne Deckung, brachte er aus eigener Initiative die Verschlüge in die Stellung, 
in dieser Situation eine heldenmütige Glanzleistung von Tapferkeit. Andere Munition traf erst 
am nächsten Tag in der Dunkelheit ein, weil jede Annäherung, (Tragtiere und Träger wurden 
abgeschossen), im feindlichen Feuer zusammenbrach. 
Desgleichen tat sich Gefreiter Franz Jnzinger in der Nacht vom 2. auf den 3. No¬ 
vember 1914 bervor. Nisko wurde wieder genommen und die ganze Stellung etwas verstärkt. 
Es stand der taktisch bekannt schwierigste Akt, Abbrechen des Gefechtes, bevor. Der Befehl kam 
überraschend. Bei der 7. Kompagnie hatte Gefreiter Jnzinger mit mehreren Leuten den Auf¬ 
trag, einen Punkt durch eine Stunde besetzt zu halten und ein konstant heftiges Feuer abzu¬ 
geben. Zum Abbrechen des Gefechtes waren verschiedene Zeiten erforderlich, so daß es aus¬ 
schließlich auf das Ausharren von Patrouillen ankam. Im Wald und an der Bahn waren 
kleine Ausuahmsstellungen vorbereitet. Gefreiter Jnzinger blieb aber als letzter des Baons, 
vielleicht als letzter des Regiments, über zwei Stunden in seiner Stellung, bewies kaltes Blut, 
hervorragende Tapferkeit und Aufopferung. 
Nachdem der Erfolg des Ganzen sich aus der Summe der Einzelleistungen unserer 
vorzüglichen Mannschaft zusammensetzt, so ist das Verhalten des Gefreiten Jnzinger, seine 
Selbstverleugnung und Tapferkeit, ein sprechender Beweis hiefür. Viele haben am gleichen 
Morgen, bei der gleichen Aufgabe ihre Treue mit dem Tod, schwerer Verwundung oder Ge¬ 
fangenschaft besiegelt. 
Am 17. November 1914, 11 Uhr vormittags, fand bei Biorköw-maly der tapfere 
Oberst Benes beim sprungweisen Vorgehen, durch einen Gewehrschuß in die Leber, den Helden¬ 
tod. Erst nach 1'/, Tagen konnte die Leiche geborgen werden, trotzdem mehrere Stunden lang 
einige Tapfere den allgemein hochgeschätzten und verehrten Obersten zu bergen versuchten. Die 
feindliche Artillerie bemerkte aber die Bemühungen dieser wackeren Leute und mehrere Gra¬ 
naten verwandelten den Platz in einen Haufen Verwundeter. 
Die Schlacht dauert fort. Um 5 Uhr nachmittags Befehl zum Sturm. 
Korporal Johann Kästner der 5. Feldkompagnie stürmt allen voran, direkt in die 
Russen hinein. Er hatte sein Gewehr übergehängt, den schwärzesten Russen am Grabenrand 
bei den Haaren erwischt, ließ ihn nicht mehr los und beutelte ihn, was er nur konnte. Daß 
224
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.