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der ganzen Front bedingt. Darum schien auch der Einsatz des besten Blutes nicht zu hoch. Das 
aber stellte auch eine Aufgabe dar, für Kern wie geschaffen, die ihn dementsprechend reizte. Kern 
war noch kurz vorher beim detachierten Baon des Regiments eingeteilt gewesen und hatte sich 
in diesem Verbände bei Porta Lepozze mit beispielloser Bravour geschlagen, wofür er den Orden 
der Eisernen Krone 3. Kl. errang. Als das Regiment am Fuße des Daniele bereitstand, zum 
Angriff auf den blutgetränkten Gabriele, da wurde Kern nicht müde, den Angriff bis ins kleinste 
Detail zu studieren, er blieb freiwillig einen ganzen Tag in der Stellung, die ununterbrochen 
das Ziel der feindlichen Artillerie und Minenwerfer aller Kaliber bildete und nur mehr aus 
zerschossenen Trümmern schwälte. Er wurde nicht müde, die Mannschaft anzufeuern und durch 
wirkungsvollste Reden zu der vielleicht manchen allzuschwer dünkenden Aufgabe zu befähigen. 
Das Unternehmen gelang glänzend. 
In den Intentionen Kerns arbeitend, war das Baon von ihm in der Stille und 
Finsternis der darauffolgenden Nacht an die gegnerische Linie herangeführt worden. Kein Schuß 
verriet dem Gegner das herannahende Verderben. Die Artillerievorbereitung vor dem Angriffe 
war eben schon so sehr zum Dogma geworden, daß sich der Gegner Wohl der Atempause, 
der wohltätigen Ruhe freuen mochte, während es nur mehr nach Minuten zählte, daß er den 
entscheidenden Besitz der Stellung auf immer verlieren sollte. Wie glänzend das Unternehmen 
gelang, hat der Erfolg bewiesen: Der Gegner wurde in erbitterten, blutigem Ringen hinweg¬ 
gefegt und aus allen Positionen, die er so mühsam errungen hatte, geworfen. Daß Kern dabei 
allen durch seine Kaltblütigkeit voranleuchtete, brauche ich wohl kaum zu erwähnen. Die Situation 
gestaltete sich mehr als einmal kritisch genug, daß wohl eine weniger erschrockene Natur das 
Spiel verloren gegeben hätte. Aber Kern wußte immer wieder die erschöpfte, dezimierte, in 
ihrer Entschlossenheit ins Wanken gekommene Mannschaft mitzureißen und sie zum vollen 
Siege zu führen. 
Daß er das vermochte, daß sein Einfluß schier Wunder zu wirken imstande war, ver¬ 
dankte er ausschließlich seiner eigenen Tapferkeit, die es verschmähte, im wütendsten Nahkampfe 
Deckung zu suchen. Die Heldentat des Regiments am Mte. Gabriele bleibt ewig verknüpft mit 
dem Namen des bewährten Führers Kern. Das Ritterkreuz des Leopoldordens schmückt als 
Lohn für die Tat die Brust des wackeren Mannes. Diese eine Tat allein könnte Kern mit 
dem stolzesten Bewußtsein erfüllen, denn ein in seinen Folgen unabsehbarer Erfolg war zum 
großen Teile wieder der Tapferkeit und dem Talente Kerns zu danken. 
In gnädigster und freudigster Anerkennung, der ganz ausnahmsweisen Bravour des 
hervorragenden Offiziers, verlieh Se. Majestät, anläßlich einer Inspizierung des Regiments 
auf der Wiener Schmelz, dem über und über mit Orden und Auszeichnungen geschmückten 
Oblt. Kern den Orden der Eisernen Krone 2. Kl. und machte ihn damit zu dem am schönsten 
dekorierten Subalternoffizier der Armee. 
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