Volltext: I R 14

Hatte der Gegner schon vorher lebhaft geschossen, so begann jetzt, präzis und gleichzeitig 
mit unserer Artillerie, ein massiges, wirkungsvolles Trommelfeuer auf die eigenen Stellungen. 
Durch Überläufer war ihm die genaue Angriffsdisposition verraten worden, so daß die eigene Artil¬ 
lerie, schon vorher entdeckt, bereits in den vorangegangenen Tagen teilweise lahmgelegt und durch 
den kolossal erschwerten, daher unzureichenden Munitionsznschub namhafte Verluste erleidend, 
trotz aller erdenklichen Anstrengung, nicht imstande war, dem Gegner auch nur gleichzukommen, 
geschweige denn ihn niederzuhalten. So kam es, daß der Italiener durch seine artilleristische 
Überlegenheit, sowohl in Bezug auf Zahl als auch auf Wirkung, den größten Teil dieser Waffe 
gegen die Jnfanteriestellungen entfalten konnte. Unser 
Gasschießen war beinahe wirkungslos geblieben, der 
vorbereitete Gegner hatte minimale Verluste zu beklagen, 
wenigstens wurden solche, nach der Einnahme der feind¬ 
lichen Stellungen, kaum gemerkt. 
Als die eigene Artillerie ihr Programm absolviert 
hatte, setzte der Gegner sein zum Feuerwirbel geworde¬ 
nes Trommeln fast ausschließlich gegen die Infanterie- 
linien fort, dem Minen- und Maschinengewehrfeuer 
kräftigst sekundierte. Dessenungeachtet begann befehls¬ 
gemäß, um 7 Uhr 20 Minuten vormittags, der eigene 
Jnfanterieangriff, unter Voraussendung der Sturm¬ 
patrouillen des Regiments und des zugewiesenen Sturm- 
halbbaons der Edelweißdivision. Mit einer Bravour, die 
selbst vom Feinde als noch nie dagewesen anerkannt wurde, 
stürmten die Hessen in dem wahnsinnigen Artilleriefeuer 
vor und entrissen dem Gegner die ersten zwei Linien. Um 
9 Uhr 30 Minuten vormittags standen die Helden vor dem 
Mte. Melago. Unzulänglichkeit der eigenen Artillerie¬ 
unterstützung und das mit unglaublichem Munitions- 
aufwande, ununterbrochen fast ausschließlich, gegen die 
eigene Infanterie wütende feindliche Trommelfeuer aller 
Kaliber, brachte den weiteren Angriff zum Stehen. 
Trotz der großen eigenen Verluste blieben alle Versuche des Gegners, uns den errungenen 
Gewinn streitig zu machen und wieder zu entreißen, in den nächsten Tagen erfolglos, obwohl er 
es an solchen nicht fehlen ließ und dabei auch seine Überzahl an Kanonen voll und ganz ausnützte. 
Dein Regimeute kostete der Angriff und das standhafte Ausharren schwerste Opfer. Die 
Zahl der Kämpfer sank rapid, da zu den blutigen Verlusten auch große Abgänge an Fieberkranken 
und Gasvergifteten hinzutraten. Die moralische Kraft, zum Ertragen all der Opfer, Leiden 
und Strapazen, welche dieses Festhalten von Offizier und Mann erforderte, ist nicht hoch 
genug einzuschätzen. Davon kann nur derjenige einen richtigen Begriff haben, welcher diese 
Tage miterlebte. Dabei muß der aufopfernden Unterstützung durch die Mannschaft des Gefechts¬ 
trains, der Träger, der Telephonisten und insbesondere der Sanität gedacht werden. Was 
leisteten diese Leute nicht an Kallblütigkeit und Tapferkeit bis zur Selbstaufopferung? Dankbar 
wird jeder Regimentsangehörige sie in Erinnerung behalten und ihnen volle Anerkennung und 
höchstes Lob zollen. Wer fühlte sich nicht den Ärzten des Regiments, allen voran dem Muster an 
Aufopferung, unserem Chefarzte Dr. Leopold Strauß, zu dauerndem Danke verpflichtet? Wie 
vielen unserer Kameraden leistete er wertvollste Hilfe, wie viele danken ihm ihre Rettung! Als 
Beispiel der selbstlosesten Pflichterfüllung am Hilfsplatze sei nur der Blessiertenträger Kapuziner 
Bachmayr erwähnt, der gelegentlich einer Vergasung seine eigene Maske einem seiner Pfleglinge 
gab und diese edle Tat mit dem Leben bezahlte.
	        
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