Volltext: I R 14

ober auf der Schmelz emsig tätig, die in langen Kriegsjahren etwas gelockerten Begriffe von 
militärischem Drill, soldatischer Eleganz, wieder zu festigen und aufzufrischen. Als am 30. April 
Se. Majestät, der oberste Kriegsherr, das Regiment auf der Schmelz aufsuchte, da konnte sein 
Kommandant, Oberst August Ontl, ihm eine Truppe vorführen, die, umrankt von den Triumphen 
einer glorreichen Laufbahn und umsponnen vom Mythos legendärer Tapferkeit, auch auf dem 
Felde der Parade, Preis und Lob aus Allerhöchstem Munde errang. Der Augenblick, in welchem 
der gütige Monarch dem jungen Helden des Regiments, Oblt. Franz Kern, als erstem Ober¬ 
leutnant der Armee, den Kronenorden 2. Klasse um den Hals legte, wird nicht bloß in der 
Erinnerung, sondern auch in der Geschichte des Regiments, als ein Festakt besonderer Größe, 
kaiserlichen Dankes und wohltuendster Gerechtigkeit, fortleben. 
Inzwischen stieg die Sonne höher ins Jahr hinein und das schöne schwarze Hessen¬ 
regiment ist wieder hinausgezogen, die Herzen geschwellt von der Erinnerung schöner vergangener 
Tage, voll Tatenlust und Kriegs- 
draug, mit Zuversicht und festem 
Siegeswillen, der Heimat den 
Frieden zu erstreiten. 
Am 30. Mai verließ der 
erste Marschstasfel Wien, das Re¬ 
giment gelangte in vier Trans¬ 
porten in das Suganatal, wo es 
am 7. Juni in Borgo wieder ver¬ 
einigt wurde. Die nächsten Tage 
galten der letzten Vorbereitung und 
Ergänzung der Ausrüstung, zur 
— wie wir alle hofften — letzten 
und siegreichen Offensive. 
In Nachtmärschen er¬ 
reichte man das Plateau der Sieben Gemeinden und die Freuzellaschlucht, dort bezog das 
Regiment, am 13. Juni nachts, die Ausgangstellung für die Offensive. 
Der Italiener beherrschte mit seiner Artillerie das ganze Plateau, betrieb regste Flieger- 
aufklärung, wodurch schon der Anmarsch, ausschließlich auf die Dunkelheit beschränkt, sehr beein¬ 
flußt und erschwert, der Nachschub vom ersten Moment an fraglich wurde. 
In der Frenzellaschlucht gelangte das Regiment zunächst in die Stellungen und 
Reserveunterkünfte des Schützenregiments 10. Diese waren höchst mangelhaft und unzureichend, 
so daß der größte Teil der Mannschaft im Freien bleiben mußte, ein Umstand, der, bei 
dem eingetretenen anhaltenden Regenwetter, den Gesundheitszustand ungünstig beeinflußte, 
überdies die Kräfte der Mannschaft, durch Verwendung zu allerhand Trägerdieusten, bei wenig 
Nachtruhe, gedrängter Unterbringung und mangelhafter Verpflegung usw., frühzeitig stark in 
Anspruch nahm. 
In der Nacht, vom 14. auf den 15. Juni, wurde das Schützenregiment durch die Hessen 
am Nordhange des Col del Nosso abgelöst und die Alarmstellung bezogen. Das halbe 2. und 
3. Baon übernahmen die erste, die beiden anderen Halbbaone die zweite, das 1. Vaon die dritte 
Linie. Kavernen waren nur einzelne vorhanden und diese wenig geräumig und äußerst primitiv, 
die Schützengräben, kaum knietief, boten nicht einmal gegen Sicht Deckung, die dritte Linie 
hatte zwei Racheln ohne Schutz als Bereitschaftsstellung zugewiesen. 
Schon vor Beginn des Angriffes waren daher, durch die feindlichen Batterien, nicht 
unbedeulende Verluste zu beklagen, die in der Folge deprimierend zunahmen. 
Am 15. Juni, 3 Uhr früh, setzte, unter den geschilderten äußerst ungünstigen Verhält¬ 
nissen, die Artillerievorbereitung zum Angriff auf den Col del Rosso ein. 
145 
ig
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.