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der Verwüstung. Wie wir später noch oft sehen werden, flohen die Besitzenden auf den Rat 
der Offiziere mit den Truppen, die Zurückgebliebenen aber benützten die Verwirrung und 
plünderten auf Kosten unseres guten Rufes, unterstützt von den zahllosen italienischen Maro¬ 
deuren, die einer Sintflut gleich nach rückwärts strömten. Kein Haus war unerbrochen, kein 
Fenster ganz. Die Straßen starrten von Bergen Wäsche und Gebranchsgegenständen, von leeren 
Flaschen und Kriegsgerät, durch die der Fuß oftmals kaum den Weg fand. Hier sollte das 
Regiment eine Nacht erquickenden Schlafes sinden. 
Inzwischen war die 59. Gebirgsbrigade nach Norden roquiert, rückte gegen Tramonti, das 
auch das Ziel des nächsten Tagmarsches der Gruppe FMLt. Hordt war, vor, wo die Verbindung 
mit der, in der nördlichen Ebene kämpfenden Gruppe Kraus gesucht werden sollte. Im Norden 
blieb die 10. Armee, in deren Verband die 
Gruppe FMLt. Hordt trat, in gutem Vorwärts¬ 
schreiten und man hoffte, schon in den nächsten 
Tagen auch mit ihr Fühlung zu bekommen. 
Die Truppen besaßen nur bis zum Taglia- 
mento Karten. Mit einer solchen Hast und Länge 
des Rückzuges hatte niemand gerechnet und da 
der Train mit der Kolonne noch immer nicht 
Schritt halten konnte, fehlte der regelmäßige 
Verpflegszuschub. Dies machte oft große Sorgen. 
Maultiersteige, denen das Regiment folgte, zeig¬ 
ten manchmal den Ansatz, sie zu Straßen aus¬ 
zubauen. An einigen Stellen von den Ita¬ 
lienern zerstört, waren glücklicherweise die meisten 
Sprengungen, deren Ladungen nur seitlich der 
Wege gewirkt hatten, mißglückt. Der Weg war mit 
Kadavern von Mulis und Pferden, Opfern des 
Wettrennens, besät. Verlassene Karretten und 
Wagen verlegten die gesprengten Strecken. Werk¬ 
zeug, Motore, Bohrmaschinen samt Zubehör, 
lagen kunterbunt umher. Bis Socchieve konnte 
das Regiment die tadellose Straße durch das 
liebliche Tagliamentotal benützen, dann bog es 
nach Süden, durchquerte das aus wildromantischen Schluchten bis zu 1800 m Höhe aufsteigende 
Gebirge und erreichte am Abend des 7. November Tramonti di sotto. 
Die vor der Edelweißdivision marschierende 73. Schützendivision hatte am 6. November 
den vonr Tagliamentoknie zurückweichenden Gegner gestellt, vernichtend geschlagen und 7000 Mann 
zu Gefangenen gemacht. Dieser mächtige Transport begegnete dem Regiments beim Abstiege auf 
Tramonti und verzögerte das Vorwärtskommen. Tramonti bot ein fesselndes Bild echt kriege¬ 
rischen Lebens. Hier hatten die Italiener ihre Waffen gestreckt. Zu Tausenden lagen die 
Gewehre umher und allerlei Kriegsgerät bildete an den Straßeudämmen wahre Berge. 
An diesem Abende bestand die 43. Schützenbrigade ein hartnäckiges Gefecht mit zwei 
Alpinibaonen um die Forcella CaserattaG westlich Tramonti. Die Edelweißdivision nahm den 
Weg über die südlich davon gelegene Forcella Clautana, deren Besatzung von der 43. Schützen¬ 
brigade gleichfalls rasch erledigt worden war. Über den Paß führte ein vorzüglicher, von den 
Alpini im Jahre 1911 erbauter Fahrweg. Die Division erreichte, mit dem an der Tete mar¬ 
schierenden Infanterieregimente 14, die 1439 m hohe Paßhöhe am 9. November um 2 Uhr 
nachmittags. Im Raume Claut, (der Sammelname weitzerstreuter, größerer Häusergruppen), 
wurde genächtigt und am frischen frühen Morgen der Marsch gegen Westen fortgesetzt. 
Quinis am Tagliamento. 
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