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dem 2. Baon am Morgen des 29. Oktober auf Höhe 982. Nach einer regen- und schneedurch- 
weichten Nacht wurden beide Baone in Prato di Resia gesammelt und kamen bei San Giorgio, 
das, verlassen von seinen Bewohnern, der italienischen Plünderung anheimgefallen war, in Quar¬ 
tiere, doch war die Ruhe kurz bemessen. Um 1 Uhr 30 Minuten nachts alarmiert, stand ihnen 
ein anstrengender Marsch bevor. 
Die nördlich über den Neveasattel vorgehende 59. Gebirgsbrigade hatte in der Nacht 
zum 30. Oktober den Gegner geworfen und ein Detachement bis Saletto vorgetrieben, auch 
im Fellatale war man zum Angriffe von Pontafel aus vorgegangen und hatte mit einer kleinen 
Abteilung Chiusasorte erreicht. Die in Resiutta zusammenströmenden Trümmer des italienischen 
Heeres zeigten dessen wachsende Auflösung, deren Beschleunigung im raschen Handeln lag. 
Die Fortschritte waren aber so gewaltig 
und folgten einander so rasch, daß die gegebenen 
Befehle fast stets von den Ereignissen überholt 
wurden, Wir müssen uns daher auf die Schil¬ 
derung der Tatsachen beschränken. 
Der eigene Erfolg des Vortages, das 
Vordringen der 59. Gebirgsbrigade, hatte den 
Gegner zur Preisgabe Resiuttas genötigt und 
die Bezwingung des 1710 m hohen nordöstlich 
von Gemona gelegenen Chiampons durch die 
Nachbardivision den Weg bis in die Ebene frei¬ 
gemacht. Nur das Westufer des Tagliamento hielt 
er fest. Seine Geschütze vom Fort Samplago, 
am Flußknie nördlich Venzone, sperrten die süd¬ 
wärts führende Straße und zwangen die vor¬ 
rückende Truppe zur nächtlichen Umgehung bei 
Benützung des breiten Flußbettes. Großen 
Straßenzerstörungen westlich Resiutta wichen die 
Kolonnen aus, indem sie längs der Eisenbahn 
durch gesprengte Tunnels ihren Weg nahmen. 
Eng aneinandergedrängt marschierten hier Würt- 
temberger, Jäger und oberösterreichische Infan¬ 
terie. Nach Passierung der gefährlichen Stelle 
führte ein flottes Tempo bald, über Venzone und die malerische alte päpstliche Krönungsstadt 
Gemona, hinab in die Ebene. Bis 7 Uhr 30 Minuten früh war man marschiert, als das 
Regiment todmüde in den zur Nächtigung zugewiesenen Raum Urbignacco - Codesio kam, 
freundliche Dörfer, in Weingärten versteckt, mit allem Reichtum der Natur geschmückt, deren 
älteste Bewohner deutsch sprachen und noch sehr gut die Zeit der österreichischen Herrschaft 
in Erinnerung hatten. Das war altösterreichischer, historischer Boden und kaiserliche Truppen 
mögen vor 1866 oftmals hier durchgezogen sein. Aber auch hier war des Bleibens nicht lange. 
Schon am 2. November, 9 Uhr 30 Minuten abends, wurde das Regiment alarmiert und mit 
nördlichem Marschziele in Bewegung gesetzt. Man hatte die Ebene gesehen, einen Blick in das 
ausgebreitete grüne, unter blauem Himmel liegende Paradies getan, mit dessen Hügellosigkeit 
das Edelweiß auf den Kappen nicht recht harmonierte, nun strebten die Hessen wieder den 
Bergen zu. 
Die Edelweiß- sowie die 22. Schützendivision wurden aus dem Verbände des 1. Korps 
gezogen und der Gruppe des FMLts. Hordt einverleibt, welchem die ungemein schwierige, 
weniger Blut, aber desto mehr Schweiß kostende Aufgabe zukam, dem am Tagliamentoknie noch 
haltenden Gegner, zumeist aus Gebirgsformationen der italienischen 36. Division bestehend, die 
Vormarsch der Kessen im Ucceatal. 
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