Volltext: I R 14

Angriffsraum war zum intensivsten Studium und das Gelände, bis zu den unbedeutendsten 
Details, zum Gegenstände der genauesten taktischen Erwägung geworden. Offizier und Sol¬ 
dat wurden wochenlang mit allen Einzelheiten, aus denen das Mosaik des titanischen Ganzen 
bestand, vertraut gemacht. Auch 
die Unteroffiziere wurden über die 
Vormarschlinie und alle der Ver¬ 
gasung ausgesetzten Räume orien¬ 
tiert. Der an unserer Front bis¬ 
her unbekannte Infanterieflieger- 
dienst und der mit ihm herzu¬ 
stellende Kontakt wurde Fleisch 
und Blut jedes einzelnen bis zum 
Infanteristen herunter. Zweck der 
Gesamtoperatiou, Gliederung der 
Verbände, Aufgaben der Nachbar¬ 
gruppen usw. und die tagweise zu 
erreichenden Marschziele blieben 
diesmal kein Geheimnis der Wolken¬ 
schieber. Der geniale Plan war wie Jdria. 
gesagt fix und fertig und theoretisch 
geradezu eingedrillt. Der Ausbau des Kommunikationsnetzes aber und der Artilleriemunitions- 
zuschub ließen unsererseits noch viel zu wünschen übrig, doch ein Zuwarten war nicht mehr möglich. 
Begleiten wir jetzt das Reginient auf seinem Marsche in den Aufmarschraum. 
Nach den Kämpfen auf dem Mte. San Gabriele ging es, wie wir wissen, auf einige 
Tage in die ausgedehnten Wälder des Ternovauerplatcaus, doch war der erschöpften Truppe 
das Freilager auf feuchtem Moose nicht zuträglich uud die 
Darmerkrankungen, welche schon am Gabriele um sich gegriffen, 
nahmen in erschreckendem Maße zu. Es war also nur mit Freude 
zu begrüßen, als ein Befehl das Regiment am 22. September 
mit dem Marschziele Jdria in Bewegung setzte. 
Man nächtigte in Zoll, einem kleinen, im Karste ein¬ 
gebetteten Marktflecken, inmitten der drahtstarrendeu, gottlob 
nie in Verwendung getretenen ursprünglichen Befestigungs¬ 
zone, doch schon am nächsten Tage schlängelte sich die Kolonne 
durch eine reizende Gegend, die so ganz den rauhen, öden Karst¬ 
charakter abgestreift hatte, stieg durch prachtvolle Waldungen 
über das idyllisch gelegene Schwarzenberg nach Jdria, wo er¬ 
schöpft von sengender Hitze das Regiment ziemlich aufgelöst 
ankam. Zwei Baone wurden im Städtchen, das 1. Baon im 
benachbarten Unteridria einquartiert. Hier, in diesem lieblichen 
obst- und weinreichen Landstriche, fanden Oberösterreichs Söhne 
die langersehnte Ruhe und Erholung. Ein Kinotheater lockte 
mit den neuesten Detektivdramen, draußen am Marktplatze aber 
erklangen die lustigen Weisen unserer feuchtfröhlichen Kapelle, 
umdrängt von der deutsch-slowenischen Bevölkerung. Fesche 
Offiziere brachten langunterdrückte Höflichkeiten wieder an den 
Mann — Verzeihung! — an die stramme weibliche Jugend der ansonsten uralten Queck¬ 
silberstadt — und auch die Mannschaft, vom Dienste wenig geplagt, flanierte und schäkerte 
nach Herzenslust. 
Lt. Kiesl vor seiner Deckung am Mte. Jebio 
2. Baon. 
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