Volltext: I R 14

teidigung geleistet, der, mit Heroismus vereint, den feindlichen Schlägen zum Amboß wurde. 
Ungeachtet der vorangegangenen Strapazen und Widrigkeiten, ein Baon zum Angriffe zu bringen, 
am Gabriele anzusetzen, ist eine Leistung, der Hessen würdig. 
Am 14. September war die Lage in diesem Abschnitte eine recht düstere. Wohl hatte 
das Baon dem l. gegenüber den Vorteil eines rein Physisch genommen günstigeren Anmarsch¬ 
weges, der den zeitweiligen Nachschub der Verpflegung ermöglichte, die Truppe daher in dunklen 
Nachtstunden das Essen, wenn auch kalt, erhielt, aber von der Wucht des Feuerwirbels zermürbt, 
durch fünf Tage ohne Schlaf und Ruhe, davon zwei im Nahkampfe, zur Hälfte verblutet, war 
eine Erschöpfung über sie gekommen, die zu einer Entlastung der braven Leute drängte. Mit 
der Ablösung der Gruppe Mjr. Schuldes trafen auch Teile des Honvedinfanterieregiments Nr. 17 
ein, um die Stellung zu übernehmen. 
Am Morgen dieses Tages verschlechterte noch ein Unfall, der, von den Italienern aus¬ 
genützt, den ganzen Erfolg vernichtet hätte, die ohnehin tragische Situation. Durch die Unvor¬ 
sichtigkeit eines Ruthenen entstand in der großen Baonskaverne ein Brand, durch den eine Menge 
Handgranaten zur Explosion kamen. Er konnte zwar noch rechtzeitig eingedämmt werden, aber 
die dicken Rauchschwaden, welche die Kaverne erfüllten, machten einen Aufenthalt darin unmög¬ 
lich, die Reservekompagnien, die darin Schutz finden sollten, mußten zerstreut an anderer Stelle 
untergebracht werden und so verzögerte sich auch hier der Abstieg der schwergeprüften Kom¬ 
pagnien. Mit dem Morgennebel des 15. September stieg die 8. Kompagnie als letzte in das 
Wippachtal ab. 
Während der Gabrielekämpfe hatte das Regimentskommando auf dem Sattel 408 seinen 
Standort, drei tiefe, in den Fels eingesprengte, große Kavernen gewährten Schutz und Obdach. 
Die eine diente dem Regimentskommando zum Aufenthalte, die zweite war als Hilfsplatz ein¬ 
gerichtet und voll Verwundeter, welche nur unter großen Gefahren von oben hieher transportiert 
werden konnten, die dritte war Munitionsdepot. Diese Anlage war dem Gegner sehr wohl 
bekannt und in der richtigen Annahme, daß hier ein lohnendes Ziel sei, legte er ununterbrochen 
schweres Feuer auf diesen Raum, der ein Bild des Entsetzens bot; Pferdekadaver, wohin man 
sah, neben Munitionsverschlägen und Kochkisten Leichen, die nicht geborgen werden konnten, 
Hunderte von Blindgängern und über dem ganzen ein Hauch des Todes. Selten erblickte man 
dort ein Lebewesen, nur vereinzelte Ordonnanzen rannten gestreckten Laufes über das öde Feld, 
oder Blessiertenträger schleppten mühselig einen Schwerverwundeten aus dem Kampsbereiche. 
Leichtverwundete hasteten dahin, Deckung suchend, wenn das gesteigerte Sausen wiederum den 
Tod avisierte. Trichter lag an Trichter und der Boden starrte von Millionen Eisenstücken. 
In dem furchtbaren Feuer des 12. September drang eine Granate in die Munitions¬ 
kaverne und vernichtete sämtliche aufgestapelten Verschlüge, nach denen die Heldenschar am 
Berge so sehnsüchtig Ausschau hielt. 
Fast übermenschliche Anforderungen wurden an das Sanitätspersonal gestellt. Regiments¬ 
arzt Dr. Bochskanl wußte nicht mehr wohin mit all den Verwundeten, die in unabseh¬ 
barer Reihe schütz- und hilfesuchend zuströmten. Die Blessiertenträger erfüllten ihren selbst¬ 
aufopfernden Dienst mit dem Heldenmute, der die Brust eines jeden Vierzehners durchdringt, 
und viele von ihnen starben den Ehrentod in treuester Pflichterfüllung. Da sie die schwere, 
barmherzige Arbeit nicht mehr allein bewältigten, wurde eine Trägerabteilung Bosniaken zu 
ihrer Entlastung herangezogen. Trotzdem aber mußte manch braver Soldat, unter Qualen 
im Sonnenbrand verschmachtend, jede Sekunde des Todes gewärtig, oft tagelang ausharren, 
bis Rettung kam. 
Sollen wir die Telephonisten vergessen, welche, durch die vergebliche Sisyphusarbeit, die 
zerschossenen Linien herzustellen, zerrieben wurden? Nein! Sie haben wacker geholfen, die Ver¬ 
bindung wenigstens einiger Kommanden aufrecht zu erhalten, auch sie haben geblutet in diesen 
Kampftagen und Anteil an den Erfolgen des Regiments. Ein jeder tat seine Pflicht. Die Ordon- 
120
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.