Volltext: Krieg und Kunst

lose, die viele kleinere Szenen des Krieges schildern: Stäbe bei der Arbeit, 
Verwundete, Gefallene, feuernde und ruhende Truppen, Beobachter 
und Meldereiter, Quartiermacher und Gefangene. Erst aus dem Mosaik 
dieser vielen kleinen, gut beobachteten Einzelszenen ergibt sich ein Bild 
des Ganzen. 
Und doch glaube ich, daß eine kommende zyklische Darstellung dieses 
Krieges, ähnlich wie die Menzels, einen härteren Stil haben wird, als diese 
Eindrucksmalerei ihn haben kann, daß sie das Wesen dieses Krieges 
sowohl in den verschiedenen Stufen und Formen des Einsatzes wie in 
den verschiedenen Kampfphasen, in der ungeheuren Dämonie der Zer¬ 
störung durch die Gewalt des Materials wie in dem alle Zerstörung und 
allen Ansturm sieghaft bestehenden Trotz des unvergleichlichen deut¬ 
schen Soldaten zur Darstellung bringen wird. Der Mythus eines Krieges 
ist nie aus dem Eindruck des Erlebnisaugenblicks zu schaffen, sondern nur 
aus der gestaltschaffenden Phantasie und Erinnerung eines von einem 
Erleben bis auf den Grund auf gerührten Volkes und eines dieses Erleben 
in sinnfällige mythische Bilder umformenden Künstlers. Es ist gewiß bei 
manchen Bildern von Dettmann, Eichhorst, Dachauer u. a. zu spüren, 
daß hier schon mehr als der Augenblick gestaltet ist, daß hier Stunden 
der Bewährung und Beispiele heroischer Haltung Gestalt angenommen 
haben. Man spürt hinter dem ausgreifenden Marsch der Infanterie die 
saugende Dynamik der kommenden Gefechtsentscheidung, im Galopp 
einer auffahrenden Batterie den stürmischen Willen des Vorwärts, in den 
aus dem Graben steigenden Sturmtruppen die sachliche Energie und den 
Siegeswillen der deutschen Fronttruppen, über dem Bild der über die 
Karten gebeugten Hindenburg, Ludendorff und Hoffmann den Genius 
deutschen Feldherrntums. 
Viele Blätter aber wirken kaum als zu diesem Krieg gehörig. Zum Bei¬ 
spiel Bilder aus den Ruhetagen. Da sind Badende. Leider ist hier nicht 
viel von dem jugendlichen Übermut zwischen den Schlachten zu spüren, 
den Walter Flex so unvergleichlich in seinem „Wanderer“ schildert: 
„Stromüber gleißt, waldüber grüßt, feldüber lockt die Weite.“ Denn 
dieser Daseinsrausch der Todbereiten zwischen den Schlachten gehört 
auch zum Bild dieses Krieges. Wir kennen ihn aus vielen Kriegsbüchern. 
Bei Dettmann ist nur die Ruhe, nicht der innere Rausch dieser Ruhetage. 
Das alles läßt sich übrigens besser mit den Mitteln der Graphik als mit 
denen des Pastells ausdrücken. Denn die Graphik ist ihrem Wesen nach 
dramatisch, das Pastell eher lyrisch. Trotzdem sind Dettmann damit 
erstaunliche Bilder gelungen. Da rast zum Beispiel eine Batterie durch 
ein brennendes polnisches Dorf. In diesem Bild ist die ganze Spannung 
dieser Situation. Die Bilder und Zeichnungen, die die unmittelbaren Ein- 
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