Volltext: Unsere Volkssagen und ihre Bedeutung für die Heimatkunde

18 
sichtspunkte darstellen, — nach welchem angeordnet ich im 
zweiten Teil auch die gesammelten Sagen des Bezirkes 
bringen will — in einer Gruppeneinteilung nach dem Hand 
lungsstoff, dem Fabelinhalt der einzelnen Sagen. In zweier 
lei Hinsicht weicht meine sonst ja häufigst verwendete Ein 
teilungsart der Sagen vom Herkömmlichen ab: darin, daß 
die weltlichen Sagen nicht von den kirchUch-christlichen ge 
trennt sind, und in dem Auflassen des Begriffes ^geschicht 
liche" Sagen. Von der ursprünglich vorgesehenen Großgrup 
pierung in geistliche und weltliche Sagen brachten mich im 
Laufe einer eingehenden Beschäftigung mit den Sagenstof 
fen mehrere Umstände ab. Fürs erste muß eine Ab 
handlung, sofern sie wissenschaftlich unparteiisch sein will, 
unbedingt auf dem Standpunkt der Gleichberechtigung aller 
Religionen und Bekenntnisse stehen, darf also dem Chri 
stentum gegenüber den heidnischen Glaubensanschauungen 
keinen Vorzug geben. Also müßten die heidnischen Götter 
sagen entweder in der geistlichen Abteilung eingereiht wer 
den oder eine dritte Hauptgruppe der Mythen geschaffen 
werden, wodurch aber die Einheitlichkeit schon gestört wäre. 
Fürs zweite greifen die geistlichen und weltlichen Sagen 
so häufig ineinander über, daß eine Scheidung vielfach gar 
nicht einwandfrei möglich wäre. Drittens würde eine solche 
Doppelgruppierung eine Reihe von Wiederholungen not 
wendig machen, die sich ansonst vermeiden laftert, Ich müßte, 
um nur ein Beispiel anzuführen, die Untergruppe der Na 
tursagen von toten Gebilden doppelt bringen, einerseits bei 
den weltlichen Sagen (Felsbildungen der Frau Hitt, des 
Strudels und Wirbels u. dgl.), anderseits bei den geistlichen 
(Steinerweichen des hl. Wolfgang). Und schließlich: Was 
fang' ich mit dem Teufel an? Er spielt seine Hauptrolle 
in den weltlichen wie in den kirchlichen Sagen, ist aber 
doch eine geistliche Erscheinung, wenn auch exkommuniziert 
und degradiert. Ich scheide also, freilich in vollem Be 
wußtsein, daß auch diese Einteilung, wie mehr oder minder 
jede, ihre Unzulänglichkeiten und Mängel aufweist, in zwei 
Hauptteile: Erstens die Elementarsagen, wozu ich 
alle Sagen zähle, die auf eine ursprüngliche Vergötterung 
der Elemente zurückweisen, also alle Dämonensagen und ihre 
Weiterbildung in heidnischen Mythen und christlichen Legen 
den. Im zweiten Teil will ich jene Natursagen erläu 
tern, die ihr Entstehen toten oder lebenden Naturgebilden 
verdanken und weltlichen wie geistlichen Inhaltes sein kön 
nen. Hiebei wird eine Untergruppe „Der Mensch in seinen 
Taten und Handlungen" jene Sagenreihe bringen, die man 
gemeiniglich als geschichtliche oder historische Sagen bezeich
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.