Volltext: Das Bild als Waffe

zugkräftiger Bestandteil der Meldungen über die belgischen Kongogreuel; 
andere Greuelberichte stammten noch aus dem Deutsch-Französischen 
Krieg von 1870/71 und aus dem Burenkrieg. 
Eine unerschöpfliche Quelle für die bildliche Hetze waren neben den 
Zeitungsmeldungen die amtlichen «Rapports et proces-verbaux» der 
französischen, belgischen und englischen Regierungen, wie sie am 17. De¬ 
zember 1914 und am 8. März 1915 veröffentlicht wurden. Diese teilweise 
im JOURNAL OFFICIEL erschienenen Berichte amtlicher Kommissionen 
standen naturgemäß im Rufe unbestreitbarer Wahrheit. Da ein großer 
Teil der bildlichen Greuelpropaganda auf sie zurückgeht, sei uns gestattet, 
einige zu zitieren 269: 
2. Bei Marqueglise (Oise) wurden zwei junge Burschen von 
Saint-Quentin mit Namen Charlet und Gäbet und ebenso zwei 
junge Belgier von einem höheren Offizier durch Revolverschüsse 
massakriert ... (Amtlicher französischer Bericht.) 
3. In Triaucourt (Meuse) wurden Frau Proces und ihre 71 
Jahre alte Mutter wie auch ihre 81 Jahre alte Tante durch Gewehr¬ 
schüsse ermordet. Während der Nacht, die dem Drama folgte, 
spielten die Deutschen in der Nähe der Leichen Klavier. 
(Amtlicher französischer Bericht.) 
4. In Coulommiers vergewaltigte am 6. September 1914 gegen 
neun Uhr abends ein Soldat eine Haushälterin unter den Augen 
ihres Gatten, der, durch Kolbenhiebe halbtotgeschlagen, es nicht 
wagte einzugreifen und sich lediglich bemühte, die entsetzten Kin¬ 
der zu beruhigen. (Amtlicher französischer Bericht.) 
5. In Triaucourt zündeten sie das Dorf an und organisierten 
das Massaker der Einwohner. (Amtl. französischer Bericht.) 
7. Am 20. Oktober 1914 durchsucht man nach einem Sturm 
auf Pervyse sechs Gefangene. Bei einem von ihnen entdeckt man 
zwei abgeschnittene Kinderhände ... Die Familienväter jenseits 
des Rheins bringen, ohne sich zu schämen, diese glorreiche Kriegs¬ 
beute mit nach Hause ... 
(Amtlicher belgischer Bericht.) 
12. Der Pfarrer von Buecken, 83 Jahre alt, sah, daß man die 
Bewohner seines Dorfes fortführte, und bat, ihnen folgen zu dür¬ 
fen. Man ergriff ihn und band ihn an eine Kanone. Dann band 
man ihn wieder los, aber nur, um ihn über die Erde zu schleifen, 
wobei der Kopf auf die harten Pflastersteine prallte. Am Ende sei¬ 
ner Kräfte konnte der Greis nur noch diese Bitte ausstoßen: Tötet 
mich lieber! Tötet mich lieber! (Amtl. belgischer Bericht.) 
Schulte Strathaus 7 
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