Volltext: Das Bild als Waffe

Pistole, Schleppsäbel, Stiefeln und Sporen darstellt 255, so liegt schon darin 
eine gewisse Charakteristik des deutschen Wesens, wie sie der Propagandist 
dem Beschauer als wahrheitsgemäß hinstellen will: der Deutsche ist zynisch, 
plump und gewalttätig. Seine unersättliche Habgier symbolisiert ein Fabel¬ 
tier, bestehend aus Kinnbacken, Helm, Bauch, Messer und Klauen, die es 
in die Länder Europas krallt 256. 
Den bezeichnendsten Ausdruck findet das Deutschtum in der „Kultur“ 
(mit „Kcc geschrieben), die eine einzige große Heuchelei — da mit den 
Tatsachen in Widerspruch stehend — genannt wird. Im Gegensatz zur 
weltbeglückenden französischen «Culture» und Zivilisation dient die 
deutsche „Kultur“ nur zur Verschleierung der wahren deutschen Ziele, die 
auf die Weltherrschaft gerichtet sind. Unter ihrem Deckmantel werden 
grauenhafte Untaten ausgeführt, von denen sinnlose Zerstörungen wert¬ 
voller Kunstdenkmäler noch die geringsten sind. So ist man nicht ver¬ 
wundert, unter der bildlichen Darstellung einer Szene, auf der ein deut¬ 
scher Offizier einen kleinen Jungen erschießt, weil er ein Holzgewehr be¬ 
sessen hat, das Wort „Kultur!!!“ zu finden 257. 
Plump und geschmacklos ist die deutsche Frau, der man oft 
den Namen „Gretchen“ gibt; plump und geschmacklos ist auch die deutsche 
Mode. In ihrem Bestreben, den Pariser Chic nachzuahmen, begehen die 
deutschen Frauen dieselben Geschmacklosigkeiten wie bei ihrem Versuch, 
eine deutsche, von Paris unabhängige Mode zu schaffen 258. Die ihnen 
von ihren Männern als Kriegsbeute geschickten französischen Toiletten 
passen ihnen nicht, da sie für zartere Figuren bestimmt sind. 
Die Kunst und besonders die Musik der Deutschen wurden von 
der französischen Bildsatire gern aufs Korn genommen. Wagner, vor dem 
Kriege — und auch heute wieder — in Frankreich viel gespielt, muß man¬ 
ches ungerechte Urteil über sich ergehen lassen. Forain läßt unter der 
Überschrift «Leurs poisons» einen französischen Soldaten bei einem deut¬ 
schen Gasangriff sagen: «Apres Wagner, les gaz! ...» 259 Auf die Nach¬ 
richt, die Deutschen wollten das zerstörte Löwen wieder aufbauen, bittet 
man den Kaiser um Gnade: „Majestät, ersparen Sie uns dieses neue Ver¬ 
brechen!“ 260 
Die Leistungen der deutschen Wissenschaft konnten von der 
französischen Bildpropaganda nicht gut geleugnet werden. Um aber den 
Deutschen auch hier zu treffen, unterstellte man ihr die Absicht des Zer¬ 
störens. So gelingt es ihr, eine Spezialgranate zu konstruieren, die aus¬ 
schließlich für die Beschießung von Kleinkinderbewahranstalten bestimmt 
ist261. Die Chemiker schaffen immer neue Giftgase und die Philosophen 
verpesten mit dem Hauch ihrer Lehre (Hegel, Schopenhauer, Nietzsche) 
die zivilisierte Welt 262. 
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