Volltext: Das Bild als Waffe

nimmt ihn in Wort und Bild aufs Korn. Nicht besser geht es den 
«Bourreurs de cränes», den berufsmäßigen Meinungsmachern aus der poli¬ 
tischen Tagespresse, ferner den Witzblattzeichnern, die nie den Krieg aus 
der Nähe gesehen haben und nun durch ihre schalen Witze über die 
Boches die soldatischen Leistungen des französischen Frontkämpfers her¬ 
abwürdigen. 
Während man bei der Schützengrabenpresse trotz ihrer erheiternden 
und zerstreuenden Zwecksetzung, die sich mehr auf den Humor als auf 
die Satire stützt, in gewisser Hinsicht noch von einer Bildpropaganda 
sprechen kann, ist dies bei den in den Gefangenenlagern in Deutschland 
unter Aufsicht der deutschen Zensur von französischen Gefangenen her¬ 
ausgegebenen Lagerzeitungen nicht der Fall. Blätter wie der Nürnberger 
CANARD, das Zwickauer ECHO DES BARAQUES, der Würz¬ 
burger INTERMEDE, der Zossener HERAUT und der CAMP 
DE GÖTTINGEN brachten zwar auch lustige Bilder, meist Karikaturen 
der Mitgefangenen, konnten aber aus naheliegenden Gründen keinerlei 
Propaganda treiben. 
D. Buch und Album. 
In der Publizistik ist das Buch der dritte große Träger des werben¬ 
den und agitierenden Bildes neben Zeitung und Zeitschrift. Zwar fehlt 
ihm die der periodischen Presse eigene Eindringlichkeit der Wiederholung, 
die auch Massenauflage, billiger Preis und vollkommene Drucktechnik 
nicht wettzumachen vermögen. Doch darf man die Wirkung volkstüm¬ 
licher Karikaturenhefte und bildlicher Greuelschilderungen auf die breiten 
Volksmassen — besonders im Anfang des Krieges — nicht unterschätzen. 
Einzelne Verlage bildeten diesen Zweig ihrer Tätigkeit zu einer 
Spezialität heraus. Es ist nicht zu unterscheiden, ob sie bei ihrer Arbeit 
mehr den geschäftlichen Erfolg oder die propagandistische Wirkung im 
Dienste einer höheren Idee im Auge gehabt haben. Die große Zahl der 
Veröffentlichungen läßt auf beides schließen. 
Zu einem der fruchtbarsten Verlage in dieser Hinsicht zählt die 
Librairie de HE Stampe, bei der eine Unmenge von Bildern und 
Bilderheften erschienen, die durchweg auf einem sehr niedrigen Niveau 
stehen. Sie sind vornehmlich der Greuelpropaganda gewidmet. 
Nicht weniger eifrig waren die Verleger Albin Michel120* und 
Ollen dorff. 
„Boches! Deutschland unter alles!“121 — bei Ollendorff er¬ 
schienen — ist der Prototyp einer ganzen Gattung bebilderter Hefte, die 
man unter normalen Umständen zur Schundliteratur zählen 
würde. Ekelhafte Geschmacklosigkeiten stehen neben Zeichnungen, die 
den Deutschen als Kathedralenzerstörer, Dieb und Trinker darstellen. 
52
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.