Volltext: Unterweißenbach

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Maßnahme war, daß alle Waren, die ins Mühlviertel oder aus diesem heraus, 
bzw. durch das Mühlviertel nach Böhmen oder von Österreich unter der Enns 
in das Land ob der Enns über das Mühlviertel nach den südlich der Donau 
gelegenen Gebieten gefruchtet wurden, zuerst nach Freistadt zu bringen und dort 
feilzuhalten waren, bzw. ein Zoll gezahlt werden mußte. Im Jahre 1533 
bestätigte Kaiser Ferdinand die Privilegien seines Großvaters Maximilian I. 
und verbot den Untertanen bei Reichental, Schenkenfelden, Weißenbach und der 
ganzen dortigen Gegend, mit Gütern oder Eßwaren eine andere Straße zu 
fahren, als die über Freistadt oder Leonfelden (das vorher ähnliche Rechte wie 
Freistadt bekommen hatte)" 8 ). Im Jahre 1554 begann ein langer Prozeß der 
Orte des unteren Mühlviertels, des Waldviertels und der Städte Enns und 
Steyr gegen die Freistädter wogen des Straßenzwanges und des damit 
zusammenhängenden Umweges und Schadens. Die alte Straße vom Lande unter 
der Enns her führte durch den Königswieser Wald über Pregarten nach Maut 
hausen, bzw. Linz. Die Gegner begründeten ihre Ausführungen u. a. auch damit, 
daß, „wann die uralte Landstraßen über den Königswieser Waldt abgestellt 
wurde, daß solches dem Land ob der Enns nit allein dem Machlandsviertl, 
sondern allen Stätten, Märkten und Flecken als Arasgschwendt, Rapottenstein, 
Avbespach, Königswiesen, Weisenbach, Pierbach usw. item zuvovderist der 
Stadt Steter und Statt Enns, die ier meistes Waldtvieh zu leren Statt- 
noturften, auch getraindt über den Königswieser Waldt herausbringen, zu großem 
Nachtail, Schaden, Abbruch ihrer Narung gerathen würde, alßdann weder 
Weine, Getreide und andere Viktualia in rechten werth von wegen der Umbfuhr 
n!t bekhummen möchten, sondern großen schaden leiden mußten". 
Die Auswirkungen dieses Straßen- und Mautzwanges können wir in 
folgenden Fällen deutlich beobachten. Im Jahre 1607 richtete die Stadt Freistadt 
an die Bürger von Weißenbach eine Beschwerdeschrift, daß etliche haussässige 
Bürger und Inwohner von Weißenbach „mit Zwirn und auch anderen maut 
baren Waren, so sie zu Linzer Marktzeiten zum Verkauf daselbsthin und an 
mehrere Ort bringen, die gewöhnlich befreite Landstraße auch kaiserliche Maut 
und Niederlage alhie (Freistadt) nicht besuchen"; der damalige Marktrichter 
Hans Helmer versprach, seine Bürger anzuhalten, mit ihren Waren „in die 
Freystadt" zur Maut zu kommen. Eine ähnliche Beschwerde strebet sich aus dem 
Jahre 1688, wo der Bauer am Lehen in Nadelbach, Jakob Klarier, einen 
unlauteren Handel trieb, indem er Garn und Salz („Stöckmaßl" und „psund- 
weis versilbertes Salz") in Mauthausen kaufte; auch trieben die Bauern 
der Umgebung einen unerlaubten Handel mit Brein, Erbsen, Korn und anderen 
Viktualien, die sie aus dem benachbarten Niederösterreich bezogen. Ein Bauer 
im Hackstock und der Müller in der Weitenau, beide Klammer Untertanen, 
schenkten Bier und Branntwein, was, wie die Freistädter bemerkten, wohl dem 
Markte Weißenbach nicht wenig „praeiudicierlich" wäre""). * 13 
" 8 ) F. Kurz, Österreichs Handel! in den älteren Zeiten (1822), S. 39 ff. 
"°) I. Maade, Freisiabts Handelsgeschichte und Handel sieden in: 12. Jahresbericht 
des k. k. Staats-Gymnasiums zu >Fröisiadt in Oboröfterrcich (1882), S. 124 ff. und 
13. Jahresbericht (1883), S. 17; StMarchio Freistadt alte Sign. 661, 722.
	        
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