Volltext: Unterweißenbach

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Bildes hüteten Buben das Vieh; sie gebärdeten sich unbändig und johlten und 
schnalzten mit ihren Peitschen. Auf einmal war das Bild verschwunden; man 
fand es in Kaltenberg und brachte es wieder an seinen früheren Standplatz 
zurück. Als die Hüterbuben ihr Benehmen nicht änderten, verschwand das Bild 
und war wieder in Kaltenberg. Nun baute man dort eine Kapelle und später eine 
Wallfahrtskirche, in der das Bild aufgestellt tourbe* 4 ). 
Schon 1609 wird Kaltenberg urkundlich erwähnt; in diesem Jahre bestätigt 
Johann Wipmasgruber den Zechpröpsten die Abtretung einer Wiese an die 
Kapelle Maria-Hilf"). 
Hören wir nun, was Pfarrer Benedikt Hamely von Weißenbach (1656—1664) 
über die Gründung von Kaltenberg berichtet: In der Nähe der heutigen Kapelle 
(Bild 11) ist ein Platz, wo das Volk seit undenklichen Zeiten, wie die alten Leute 
nach genauer Befragung aussagen, zusammenkommt, um ein Marienbildnis in 
einem alten Lindenstock zu verehren; das Bild war zweimal in die Pfarrkirche 
Weißenbach getragen worden, kehrte jedoch jedesmal wieder von selbst an seinen 
früheren Standplatz zurück, weshalb man eine jährliche Wallfahrt dorthin gelobte. 
Bei Unterlassung einer solchen Prozession traten Hagelschauer und anderes Unwet 
ter auf. Nun interessierte sich 1638 der Gräflich Dietrichsteinische Pfleger und Land 
gerichtsverwalter von Ruttenstein, Johann Strauß, für das Bild und besuchte 
es mit dem schon genannten Pfarrer Hamely, drei Religiösen des Klosters 
Baumgartenberg, dem Marktrichter von Weißenbach, Georg May, und anderen 
Weißenbacher Bürgern. Als er den schlechten Erhaltungszustand des Bildes sah, 
entschloß er sich, eine Kapelle für dieses erbauen zu lassen und suchte mit Pfarrer 
Hamely einen Bauplatz für diese. Als sie auf die Stelle kamen, wo die heutige 
Kapelle steht, bestimmte er diesen Ort zum Kapellenplatz. Soweit Pfarrer Hamely. 
Bald wurde eine Holzkapelle errichtet und im Jahre 1709 durch das fürst- 
erzbischöfliche Ordinariat Passau an gewissen Tagen des Jahres ein Gottesdienst 
befohlen, wozu die Pfarre Weißenbach einen zweiten Kaplan erhielt. Die in 
zwischen baufällig gewordene Kapelle wurde 1781 bis 1785 vergrößert und neu 
gebaut; in letzterem Jahre (1785) wurde Kaltenberg nach Lostrennung der 
Ortschaften Silberberg und Tischberg von Weitersfelden und Ebenort, Kalten 
berg, Markersreith, Nadelbach, Piberbach und Weitenau von Weißenbach aus 
der Pfarre Weißenbach als selbständige Pfarre exzindiert°°). Das Patronat über 
nahm die Herrschaft Ruttenstein, die Präsentation der Herzog von Sachsen- 
Coburg-Gotha" 7 ). 
Die in den Jahren 1798 bis 1802 an Stelle der baufällig gewordenen 
Kapelle im Barockstil neuerbaute Kirche, deren Langhaus ein flaches Stich- 
kappentonnen-Gewölbe trägt, birgt auf dem Hochaltar eine besonders schöne 
spätgotische (2. Viertel des 15. Jahrhunderts) Marienstatue. Der westseitig 
stehende Turm trägt einen Zwiebclhelm°ch. 
e4 ) A. Depiny, Oberästerrr. Sagenbuch (1932) S. 341. 
° 5 * ) Pillwem, Österreich ob der Enns I, S. 394. 
°°) Dolksvereinskalender S. 84; Bericht des Pfarrers Hamely Wer den „Ursprung 
der wuuderbahrlichen Capellen... am Kaltenberg...". 1658, kollat. Abschrift v. 1769 im 
Pfarrarchiv Untorweißenbach. 
B7 ) Realschematismus <5. 125. 
,s ) Dchio S. 75.
	        
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